Mein wahres Leben: 2012

Montag, 31. Dezember 2012

Neujahrswünsche

Das Jahr 2012 neigt sich zu Ende und das Jahr 2013 steht vor der Tür. 
Für mich war es das ereignisreichste und zugleich erfolgreichste Jahr meines Lebens – mein äußeres Geschlecht wurde dem Inneren angepasst und auch rechtlich habe ich mein Ziel erreicht. 
Ich möchte hier nicht alles aufzählen, denn das meiste könnt Ihr ja in meinem Blog nachlesen. 

Natürlich gab es auch negative Dinge, wie zum Beispiel den ESBL-Keim, der mir leider eine zeitlang zu schaffen gemacht hat, und welche, über die ich zumindest noch nicht berichtet habe. Zwei größere Probleme, die nicht unmittelbar mit meiner Tansition zu tun haben, nehme ich mit ins Jahr 2013 – ein privates persönliches Problem, was mich sehr betroffen und traurig gemacht hat und eine rechtliche Sache, bei der ich zwar vor Gericht zum Teil Recht bekommen habe, die aber in die nächste Instanz geht. 
Ich hoffe aber, dass sich das alles 2013 sobald wie möglich lösen lässt. Ob und inwieweit ich davon berichten werde, weiß ich noch nicht, weil es sehr persönlich ist oder zumindest im Augenblick nicht zweckmäßig. 

Da ich nun meine Transition weitgehend abgeschlossen habe, wird wahrscheinlich 2013 für mich ein ganz normales Jahr werden. Allzu viel hat sich ja nicht geändert, außer das ich jetzt als Frau leben kann und darf. 
Wünsche habe ich noch viele (welche Frau hat das nicht), aber die wenigsten werden wohl wahr werden. 



Ich wünsche Euch allen einen guten Rutsch und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2013!

Und allen, die sich in einer Transition befinden oder kurz davor stehen, wünsche ich wenig Probleme, gute Akzeptanz und Toleranz, insbesondere von Euren nächsten Angehörigen und Partnern, gutes Gelingen und problemlose Heilung bei operativen Maßnahmen und ein gutes Passing. 

Eure Andrea

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Neuer oder mehrere Geburtstage?

Morgen, am 28. Dezember jährt sich der Tag, an dem ich das Licht der Welt erblickte.

Jeder Mensch hat nun normalerweise nur einen Geburtstag, so eigentlich auch ich. Trotzdem wurde ich in der Vergangenheit öfters gefragt, ob ich einen neuen oder 2. Geburtstag habe. Damit wurde meistens der 12. April, der Tag meiner genitalangleichenden Operation oder auch der 7. Juni, der Tag des gerichtlichen Beschlusses meiner Namens- und Personenstandsänderung, also der Tag, ab dem ich offiziell weiblich bin, gemeint.

Diese Frage kennen auch Menschen, die an der Kippe zum Tod durch Unfall oder schwerer Krankheit gestanden haben und dann den Weg zurück ins Leben doch geschafft haben.  

Im Leben eines Menschen gibt es viele Tage. Die Meisten sind unbedeutend und auch bald vergessen.

Dann gibt es Tage, an denen Ereignisse stattfinden, die man eine Zeitlang in Erinnerung behält, weil sie aus dem normalen Alltagstrott irgendwie herausragen, im negativen sowie im positiven Sinn. Das können z. B. besondere Jubiläen oder Feiertage, Krankheiten oder Unfälle, Ärger oder Freuden und ähnliches sein.

Weiter gibt es Tage, die man nie vergisst, weil etwas sehr Bedeutendes passiert ist, wie zum Beispiel Hochzeitstage, die Geburt eines Kindes, den Tod eines nahen Verwandten oder Freundes.

Und dann gibt es noch Tage, die das Leben verändern. Wer, wie ich, eine Transition durchmacht, hat gleich mehrere davon oder man könnte auch sagen, die Veränderung findet etappenweise statt. Aber sind es deshalb gleich Geburtstage?

  • Der erste besondere Tag ist der Tag des Outings. Bei mir wäre das ein Tag Ende Juli 2010. Den genauen Tag weiß ich nicht mehr, da ich damals diesem Tag keine solche Wichtigkeit beigemessen habe. Wenn ich heute noch Zugang zum PEF hätte, wüsste ich diesen Tag, den das Anmeldedatum dort war einen Tag nach meinem Outing. Eigentlich ist das Outing eines der wichtigsten Ereignisse, denn ohne dem, wäre nichts passiert. 
  • Der zweite besondere Tag ist der Beginn meiner psychologischen Betreuung. Am 3. Februar 2011 hatte ich meinen ersten Termin bei Dr. Seikowski in Leipzig. Damit habe ich meine Transition offiziell eingeleitet. 
  • Ein weiterer besonderer Tag für mich ist der 21.03.2011. An diesem Tag wurde ein medizinisch-psychologisches Gutachten erstellt, das aussagt, dass ich transsexuell bin und dass mit der Hormontherapie begonnen werden kann. 
  • Seit dem 29. April 2011 lebe ich nur noch als Frau. An diesem Tag habe ich den letzten Schritt gemacht, mich in der Mitarbeiterzeitung meines Arbeitgebers offiziell geoutet, obwohl einige es schon vorher wussten.
  • Die Hormoneinnahme konnte ich lang ersehnt am 17.05.2011 beginnen. Damit habe ich angefangen, eine gewisse Unumkehrbarkeit in meinen Weg zu bringen und körperliche Veränderungen einzuleiten. 
  • Am 28. Juni 2011 habe ich mit der Bartentfernung mittels IPL begonnen, um zumindest erst mal grobe maskuline Spuren wie den Bartschatten los zu werden. 
  • Meinen Antrag zur Vornamens- und Personenstandsänderung habe ich am 2. November 2011 an das Amtsgericht Magdeburg geschickt und damit auch die rechtliche Seite eingeleitet. 
  • Am 5. Januar 2012 hatte ich meine Vorstellung bei Frau Prof. Dr. Krege zur geschlechtsangleichenden Operation. Damit stand für mich endgültig fest, auch körperlich soviel „Frau“ wie nur möglich zu sein. 
  • Nach kurzer großer Enttäuschung über eine Ablehnung meiner Krankenkasse zur Kostenübernahme der geschlechtsangleichenden Operation erhielt ich diese aber am 17.02.2012. 
  • Die genitalangleichende Operation fand dann auch, sehnsüchtig erwartet, am 12.04.2012 statt. Jetzt besaß ich endlich das, wonach ich mich gesehnt habe, den Körper einer Frau. 
  • Am 07.06.2012 wurde vom Amtsgericht Magdeburg der Beschluss gefasst, dass ich jetzt Andrea heiße und rechtlich eine Frau bin.
Die restlichen wichtigen Ereignisse danach, wie Nach-OPs lasse ich mal in der Aufzählung weg, genau wie diejenigen deren Zeitpunkt man nicht genau festlegen kann, wie zum Beispiel, dass meine Frau bei mir bleibt. 

Aus dieser Aufstellung sieht man, dass es eigentlich keinen weiteren oder neuen Geburtstag für mich geben kann. Alle Ereignisse in ihrer Gesamtheit haben dazu geführt, dass ich heute als Frau lebe. Die einzelnen Tage der Ereignisse sind für mich wichtig, aber eben kein Geburtstag. 
Der wichtigste Tag meines Lebens ist und bleibt somit der Tag, an dem ich als Mensch geboren wurde – mein Geburtstag der 28. Dezember.

Eure Andrea

Samstag, 22. Dezember 2012

Weihnachtsgrüße

(Kanal von MegaMaik1996)

Das
Jahr neigt
sich nun zum
Ende. Die Weihnachts-
feiertage stehen vor der Tür.
Wir haben dann auch wieder Be-
such von unseren Kindern und deren
Partnern. Unsere Gäste aus Polen sind
auch wieder in ihre Heimat gefahren. Sie
kommen erst im neuen Jahr wieder.
Ich wünsche allen Lesern meines Blogs ein
ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und
ein paar Tage Gemütlichkeit in Familie mit viel Zeit
zum Ausruhen und Genießen der vielen Leckereien.
Ich werde mich aber in diesem Jahr hier noch mal melden.
Eure
Andrea

Freitag, 14. Dezember 2012

14. IPL und Nachuntersuchung


Heute hatte ich um 11:00 Uhr meine 14. IPL-Sitzung.

Wie immer bin ich von Faßberg, wo unsere Tochter wohnt, nach Hamburg gefahren. Trotz des nicht gerade idealen Wetters habe ich nur eine Stunde und fünfzehn Minuten gebraucht.

Es war wieder die selbe nette Kosmetikerin wie letztes Mal da. Sie hat auch nach meinem Gefühl sehr gründlich gearbeitet. Obwohl alles schon recht gut aussieht, bleibt Oberlippe und Kinn die Problemzone. Auch bei beiden Koteletten ist noch etwas zu tun.
Wir haben uns dabei nett unterhalten. Sie kennt auch meinen Blog hier. Wenn im Juni nächsten Jahres meine Flatrate ausläuft, hat Sie mir versprochen, auch darüber hinaus bei Notwendigkeit Problemzonen noch kostenlos zu behandeln.
Nach der Behandlung habe ich dann noch Make-up aufgetragen, da ich ja anschließend noch nach Dr. Pottek wollte.

Quer durch Hamburg zur Klinik habe ich dann fast genau so lange wie von Faßberg nach Hamburg gebraucht, aber ich hatte ja genug Zeit. Vor meinen Termin habe ich in der Station 22 vorbei geschaut. Die Pflegerinnen konnten sich noch an mich erinnern und haben sich gefreut. 

Zurzeit liegt nur eine Transidente auf Station. Sie hatte eine Nach-OP und wird wahrscheinlich heute noch entlassen. Ich habe sie dann auch noch so ca. 45 Minuten besucht, bis ich um 14:00 Uhr meinen Termin bei Dr. Pottek hatte. Ihr Mann war auch gerade da.

Dr. Pottek hat sich dann alles angeschaut. Mit meiner Vagina ist alles in Ordnung. Die Tiefe von 14 cm ist ausreichend und um noch mehr Weite zu gewinnen, muss ich fleißig bougieren.
Der Harnröhrenausgang hat auch die nötige Weite, um ein „ausreichenden Strahl“ zu erzeugen. Das immer noch etwas Harn am Allerwertesten entlang läuft, liegt daran, dass sich am Harnröhrenausgang ein paar polypenähnliche Wucherungen gebildet haben. Die werden voraussichtlich am 01.02.2013 dann bei ihm ambulant entfernt werden. Daraufhin habe ich auch gleich meinen nächsten IPL-Termin auf dieses Datum hin korrigieren lassen.
Nachdem er mir dann noch einen Faden gezogen hat, bin ich wieder nach Faßberg gefahren.

Eure Andrea

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Besuch aus Spanien

Nach einer guten Woche möchte ich mich mal wieder melden. Nicht dass nichts passiert ist, eher im Gegenteil, aber über Bestimmtes möchte ich hier nicht, zumindest noch nicht, berichten.
Seit Montag habe ich Urlaub – bis zum Jahresende. Erst am 2. Januar 2013 gehe ich wieder arbeiten.

Die letzten Tage hatten wir Besuch aus Spanien, Cala Rajada / Mallorca.
Eine unserer Nichten ist vor ca. 13 Jahren nach Mallorca geflogen, um dort für eine Saison zu arbeiten. Anja ist dann aber länger geblieben, hat dort ihren Mann kennen gelernt, geheiratet und einen Sohn zur Welt gebracht.
Vor ca. 2 Jahren war Anja das letzte Mal hier. Sie kannte mich persönlich als Frau also noch nicht, aber wusste natürlich alles und kennt auch meinen Blog. Also wenn ich hier aus Spanien „Besuch“ auf meinen Seiten habe, könnte es Anja sein.
Probleme mit meinem „Anderssein“ hat sie nicht, aber hätte das nie für möglich gehalten. Unsere Ehe hat sie immer für eine Art „Musterehe“ angesehen. Aber das ich transident bin, hat ja erst einmal nichts damit zu tun, dass wir eine gute Ehe führen. Es hat höchstens damit zu tun, dass unsere Ehe das alles überstanden hat.
Jetzt ist Anja mit ihrem Sohn wieder zu Hause. 


Heute waren wir im Kindergarten unserer Enkelin zur Weihnachtsfeier. Die Kinder haben das Märchen „Schneewittchen“ aufgeführt. Ich hatte erst Zweifel, ob dass überhaupt klappt, da die Kinder so zwischen ein und drei Jahre alt waren. Aber ich fand die Aufführung gelungen. Das erzählen der Geschichte haben die Erzieherinnen übernommen und die Kinder haben – mit Hilfe – das Märchen gespielt.
Aufgefallen bin ich scheinbar nicht, auch nicht, dass unsere Enkelin 3 Omas hat. Ich weiß auch nicht, ob die Erzieherinnen überhaupt wissen, dass ich transident bin. 


Ich hatte hier geschrieben, dass eine 6. Klasse in Schwanebeck Anhand des französischen Filmes "Tomboy" über Geschlechterrollen diskutiert hat. Heute war wieder ein Artikel in der Volksstimme, der aber leider Online nicht zur Verfügung steht, wo genau dieselbe Klasse der Petri-Sekundarschule in Schwanebeck den Workshop „Die Zyklusshow® - Dem Geheimcode meines Körpers auf der Spur“ durchgeführt hat. Bei dieser 6. Klasse wird scheinbar besonders aktiv „aufgeklärt“. 

Morgen fahren wir nach Faßberg zu unserer Tochter. Sie ist umgezogen in ein Reihenhaus und bekommt morgen ihre neue Küche geliefert. Da werden wir ein wenig helfen. Am Sonnabend kommt dann noch unser Sohn nach und hilft beim Aufbau der Küche.

Am Freitag habe ich dann um 11:00 Uhr einen IPL-Termin in Hamburg und um 14:00 Uhr bin ich dann zur Nachkontrolle bei Dr. Pottek.

Eure Andrea

Dienstag, 4. Dezember 2012

"Transpapa"

Ich möchte hier noch mal darauf aufmerksam machen, dass Morgen am 5. Dezember der deutsche Spielfilm von Sarah-Judith Mettke „Transpapa“ im SWR um 22:00 Uhr gezeigt wird.

Hier ist der Trailer: 


TRANSPAPA - offizieller Trailer 2012 from TRANSPAPA on Vimeo.

Wikipedia schreibt zur Handlung:
Die 15-jährige Maren lebt bei ihrer Mutter. Ihren Vater, einen Künstler, hat sie schon lange nicht mehr gesehen. Von ihrer Mutter erfährt sie, dass der Vater nicht, wie sie glaubt, in Nepal auf einem Selbstfindungstrip weilt, sondern sich inzwischen einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hat und nun Sophia heißt. Sie macht sich heimlich auf den Weg und will ihn wiedersehen. Sophia ist überglücklich über die Begegnung. Maren aber fällt es schwer, ihren Vater als Frau zu akzeptieren.
Ich glaube, es ist lohnenswert diesen Film zu sehen. Wenn ihr außerdem Transgender auf RTL II sehen wollt, könnt ihr das noch nachträglich im Internet tun oder aufzeichnen.

Eine Wiederholung von „Transpapa“ habe ich bis jetzt noch nicht gefunden. Falls jemand davon Kenntnis haben sollte, bitte hier bekannt geben.
(ggf. steht hier ein aktueller Link zu diesem Film)

Ich wünsche Euch gute Unterhaltung beim Film.

Eure Andrea

Samstag, 1. Dezember 2012

Der 50.000 Seitenaufruf

Heute sehr früh am Morgen, so ein paar Stunden vor dem Aufstehen, war der 50.000 Zugriff auf meinen Blog. Eigentlich wollte ich ein Schnappschuss davon machen, aber so wichtig, dass ich mir dafür meinen Nachtschlaf opfere, war es nun wieder doch nicht. Heute um 0:30 Uhr sah es wie folgt aus:

Und dann heute früh um 9:00 Uhr wie folgt:
Diese 50.000 Zugriffe waren in genau 8 Monaten.

Die wenigsten Zugriffe waren in September 2012 mit 4.833 und die meisten im November 2012 mit 8.596. Im Augenblick sind es so zwischen 200 und 400 Seitenaufrufe am Tag. Die Wochentage Freitag und Sonnabend haben in der Regel geringere Zugriffszahlen.
 
Die wenigsten Zugriffe hatte ich mit 76 an einem Tag der Fußball EM mit deutscher Beteiligung. Die meisten Zugriffe an einem Tag waren mit knapp 1000, als ich bei Spiegel Online einen Kommentar gegeben hatte.

Gestern habe ich dann auch noch meinen Vaginaldehner bei der Apotheke abholen können. Ich habe ihn dann auch gleich diese Nacht ausprobiert. In der Länge passt er ganz hinein. Praktisch ist, dass er in der Mitte ein durchgehendes Loch hat, damit die Luft problemlos entweichen kann. Ich konnte damit gut schlafen.
Falls jetzt jemand denkt, dass das ein Vergnügen ist, irrt er sich aber. Es kann sogar ein wenig wehtun, aber in der Regel ist es nur ein unangenehmes Druckgefühl. Leider ist aber das Bougieren bzw. Dehnen einer Neovagina notwendig, damit sie sich nicht zusammen zieht.

Eure Andrea

Donnerstag, 29. November 2012

Dauer einer Verordnungsgenehmigung

Seit Dienstag, dem 27.11. hat mich der Alltag wieder. Auf Arbeit habe ich als erstes meine vielen Mails durchgesehen und erst einmal das Belanglose gelöscht. Trotzdem ist leider noch genug übrig geblieben. 
Die Briefpost hielt sich in Grenzen. All zu viel Zeit bleibt mir aber nicht, den Berg abzuarbeiten. Genau gesagt bis 7. Dezember, denn danach habe ich erst mal Urlaub – für den Rest des Jahres.

Ich hatte hier geschrieben, dass mir Dr. Pottek einen Platzhalter aus medizinischem Silikon empfohlen hat und ich mir diesem am 12.11. von meiner Frauenärztin verschrieben ließ.

Noch am selben Tag habe ich die Verordnung bei der Apotheke abgegeben, die mir dann sagten, dass es von der Krankenkasse genehmigungspflichtig ist. 

Zwischendurch habe ich mehrmals in der Apotheke nachgefragt, aber sie sagten mir immer, dass die Krankenkasse noch nicht reagiert hat und sie sogar angemahnt wurde. 
Heute früh habe ich dann mal bei der Krankenkasse angerufen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich zur zuständigen Stelle (quer durch Deutschland) verbunden war. Dann wurde mir gesagt, dass die Bearbeiter die Anträge nicht mehr per Papier erhalten, sondern eingescannt auf den PC. Das Einscannen in meinem Fall wurde erst am 23.11. ausgeführt, so dass die zuständige Bearbeiterin den Vorgang erst vor kurzem erhalten und auch genehmigt hat.

Da frage ich mich aber, warum das Digitalisieren so lange dauert. Was ist, wenn die Verordnung sehr dringend gebraucht wird?

Ein Anruf bei der Apotheke ergab dann, dass die Genehmigung soeben eingegangen ist. Aber es wird jetzt noch ein paar Tage dauern, da der Vaginaldehner im medizinischen Großhandel nicht vorrätig ist und erst beim Hersteller geordert werden musste.

Eure Andrea

Sonntag, 25. November 2012

Diskussion über den Film "Tomboy" in einer 6. Klasse

Unter der Überschrift Typisch Junge - typisch Mädchen? hatte die Volksstimme am 1. Juni 2012 einen Artikel veröffentlicht, wo sie Kinder im Grundschulalter die Frage "Wie denkt ihr über "typisch Junge" oder "typisch Mädchen?" beantworten ließ. Ich hatte auch hier in meinem Blog was dazu geschrieben.

Gestern war ein Artikel mit der Überschrift Typische Rollen von Jungen und Mädchen  in der Volksstimme, wo über eine 6. Klasse in Schwanebeck kurz berichtet wird, die Anhand des französischen Filmes "Tomboy" über Geschlechterrollen diskutiert hat.

Solche Projekte finde ich gut. Dadurch werden die Kinder doch angeregt, über die Geschlechterrolle nachzudenken und erfahren auch, dass es Menschen gibt, die sich nicht in der angeborenen Rolle wohlfühlen. Auch denken sie dadurch über ihr eigenes Geschlechtsempfinden nach.
Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie später Menschen, wie zum Beispiel mich, besser verstehen.

Eure Andrea

Freitag, 23. November 2012

Umfrage: Warum besuchst Du meinen Blog?


Vor über einem Monat hatte ich eine Umfrage mit dem Titel „Warum besuchst Du meinen Blog?“ gestartet. 

Die Beteiligung war am Anfang auch sehr gut und nach ein paar Tagen hatte ich schon so ungefähr 50 Abstimmungen. Doch dann wurden die Abstimmungsergebnisse aus unerklärten Gründen regelmäßig auf Null gesetzt. Daraufhin habe ich dann, statt die interne Umfrage zu nutzen, die Abstimmung auf einen externen Link umgeleitet. Das wurde aber leider nicht so intensiv genutzt. Nur knapp 40 haben sich an der Umfrage beteiligt. Da es aber nicht auf die genaue Stimmenzahl ankommt, sondern nur auf die Tendenz und die ist in etwa die gleiche, wie bei der abgebrochenen Umfrage, habe ich heute diese beendet.

Das Ergebnis ist folgendes:​​​​
Antworten
Stimmen (39)
In %
Ich kenne Dich
11
 28%
Ich bin Trans-/Intersexuell und interessiert am Weg anderer TS/IS
10
 25%
Ich bin Trans-/Intersexuell und suche Ratschläge
2
 5%
Ich bin Ehepartner/Lebenspartner einer TS
2
 5%
Ich bin TV/DWT
4
 10%
Ich bin weiblich und mich interessiert einfach das Leben einer TS
5
 12%
Ich bin männlich und mich interessiert einfach das Leben einer TS
4
 10%
Ich bin nur zufällig auf die Seite gestoßen
1
 2%

Auffallend finde ich, dass die Anzahl von weiblichen und männlichen Interessierten fast gleich ist. Da hätte ich aus meiner Erfahrung heraus erwartet, dass sich mehr Frauen dafür interessieren. Aber vielleicht liegt das daran, dass im wahren Leben da die Frauen weniger Hemmungen haben und bei der Abstimmung es ja anonym zugeht.
Die Aussage, dass nur 2 % zufällig auf meinen Blog gestoßen sind, ist auch falsch. Wenn ich die Suchbegriffe, durch die meine Seiten gefunden werden analysiere, komme ich da auf einen Wert von ca. 30 bis 40 Prozent. Aber wer nicht dieses Thema gesucht hat, sondern was anderes, wird natürlich auch keine Abstimmung machen.

Eure Andrea

Dienstag, 20. November 2012

Der 14. internationale Transgender Day of Remembrance


Heute ist der 14. internationale Transgender Day of Remembrance.

Ihr wisst nicht, was das für ein Gedenktag ist? Dann verfolgt den Link.


Wenn man hier in Deutschland lebt, wird einem als transidenten Menschen vieles nicht leicht gemacht, aber Angst um sein Leben muss keiner haben. Aber es gibt Länder, da sieht das aber anders aus, da müssen Transsexuelle Angst um ihr Leben haben. Vom 15. November 2011 bis zum 14. November 2012 wurden insgesamt 265 Fälle berichteter Morde an Transmenschen bekannt. Das ist alle 33 Stunden ein Mord an einem Menschen, nur weil er nicht in dem Körper zur Welt gekommen ist, der seinen Gefühlen entspricht. Und in dieser Statistik sind nur die Fälle, die bekannt geworden sind. Also dürften das noch weit mehr Morde sein.

Selbst in Europa, in der Türkei, sind in diesem Zeitraum 5 Morde dokumentiert.

Gedenken wir also heute diesen ermordeten Menschen und freuen uns, hier in Mitteleuropa zu leben. 
Und wenn das nächste Mal die Eine oder Andere von uns mal von anderen Menschen „schief angesehen“ wird, denkt daran, dass Blicke nicht töten können und es Länder gibt, da sind es nicht nur Blicke.

Übrigens, in der Volksstimme habe ich auch vergeblich nach einer Erwähnung dieses Tages gesucht. Aber da vorher eine Mail zu senden, wäre ja wahrscheinlich auch sinnlos gewesen.

Eure Andrea


Hier noch einige Ergänzungen:

Corinna hat noch auf eine Rede aufmerksam gemacht und im Forum der dgti geschrieben:
Hallo beisammen,

eine gute und wichtige Sache an die Andrea da erinnert. Und doch sind es erst mal "nur" Zahlen, und selbst in Deutschland gibt es mehr Verkehrstote, also was geht es uns an?

Bei den Zahlen und den Listen der Toten wird, auch in der Berichterstattung, oft übersehen dass hinter jeder Zahl ein menschliches Schicksal steht. Ein toter Transgender ist nicht nur eine Zahl, sondern war Sohn, Tochter, vielleicht Schwester oder Bruder und vielleicht sogar Vater oder Mutter. Diese Einzelschicksale gehen in den Tabellen unter.

Das eine ist eine Rede die am 18.November in Phoenix, Arizona gehalten wurde in der die Schicksale hinter der Totenliste beleuchtet werden. Nicht einige, nur manche. Leider auf Englisch, ich hoffe ihr kommt damit klar. Ich schaff es jetzt auf die Schnelle nicht sie zu übersetzen.

LG Corinna

Sandra-Isabell hat im Forum „Die andere Seite“ geschrieben:

Warnung!
Aber bitte schaut Euch die Liste nur an, wenn Ihr meint, Eure Nerven sind stark genug! 
Hier die Dokumente für den TDoR 2012 inklusive einer Karte. Die Namensliste gibt es auch in deutscher Sprache.
http://www.transrespect-transphobia.org ... uments.htm

Und Angelika hat im selben Forum auf folgendes Video hingewiesen: 

Sonntag, 18. November 2012

Die 46. Kalenderwoche

Nach einer Woche möchte ich mich mal wieder melden und hier die letzte Woche zusammenfassen.

Am Montag, dem 12.11. hatte ich einen Termin bei meiner Frauenärztin. Sie hat sich das „Werk“ von Herrn Dr. Pottek angesehen und es ist soweit alles in Ordnung.
Ich hatte ihr gesagt, dass ich beim Wasserlassen ein leichtes Brennen verspüre und auch immer das Gefühl habe, zu müssen. Sie meinte, dass deute auf eine Harnwegsinfektion hin und hat mir dagegen ein paar Pillen aufgeschrieben. Nach 3 Tagen war dann auch alles wieder gut.
Dann habe ich noch gebeten, mir den Platzhalter, den mir Dr. Pottek empfohlen hat, zu verordnen, was sie auch tat.

In der Apotheke haben sie mir dann aber gesagt, dass diese Verordnung von der Krankenkasse genehmigt werden muss. Ich brauche mich aber nicht darum zu kümmern, das machen alles sie. Dadurch dauert es aber leider ein wenig, bis ich ihn erhalte.

Zum OP-Ergebnis:

Die Fäden sind immer noch drin. Der Harnstrahl ist etwas stärker geworden, aber es läuft zum Teil noch immer was am Hinterteil entlang. Ich vermute, dass das die noch vorhandenen Fäden verursachen.
Der vordere Bereich der Vagina ist weiter geworden. Im hinteren Bereich hatte ich aber am Anfang beim Bougieren etwas Probleme. Die Ursache dürfe dafür gewesen sein, dass ich nach der OP keinen Platzhalter getragen habe und auch über eine Woche nicht bougieren konnte. Jetzt habe ich im hinteren Bereich so in etwa wieder den Stand, den ich vor der OP hatte.

Was meine Mails wegen Catharina Margaretha Linck an die Volksstimme betrifft, hatte ich nochmals zwei Redakteure persönlich angemailt und auch keine Reaktion bekommen. Am letzten Donnerstag habe ich dann in der Zeitung gelesen, dass man zwischen 10 und 11 Uhr dort anrufen kann und Vorschläge für Themen machen kann. Das habe ich auch dann genutzt. Aber ob das was gebracht hat, weiß ich nicht.


Das Gadget „Letzte Kommentare“ funktioniert seit ein paar Tagen nicht mehr. Das ist aber nicht nur in meinem Blog so. Ich hoffe, dass das bald wieder in Ordnung kommt, da es sonst für Besucher meiner Seiten schwer ist, Kommentare zu verfolgen.

Sonst ist in der letzten Woche eigentlich nichts weiter passiert, was hier noch erwähnenswert wäre.

Eure Andrea

Sonntag, 11. November 2012

Post an Herrn Wolfgang Süßenguth

Gestern hat Herr Wolfgang Süßenguth einen Brief vom Amtsgericht Magdeburg erhalten. Darin war eine Kostenrechnung für die „Urkundssache Süßenguth“ (Vornamens- und Personenstandsänderung).

Im Einzelnen sind das:

Lfd.
Nr.
Gegenstand des Kostenansatzes
und Hinweis auf die angewendete Vorschrift
Wert des Gegenstandes
- EUR -
Es sind zu zahlen
- EUR -
1
Gebühr f. d. Verfahren im Allgemeinen bei Beendigung durch Beschluss
§ 128a I Nr. 1a, 1c KostO


3.000,00
3.000,00


52,00
52,00
2
Zustellkosten
§ 137 I Nr. 2 KostO


3,50
3
Sachverständigenvergütung
Nr. 9005 KostVerzGKG


581,50

zusammen

689,00

Die Sachverständigenvergütung ist das Gutachten von Herrn Prof. Dr. Vogel.

Damit dürfte diese VÄ/PÄ insgesamt zu den preiswerteren gehören.

Jetzt habe ich aber ein Problem. Der Herr Wolfgang Süßenguth ist spurlos verschwunden. Ich habe schon überall gesucht. Jetzt überlege ich schon, ob ich den Kostenbescheid mit der Bemerkung „unbekannt verzogen“ zurück schicke. Aber dann befürchte ich, dass sie einfach mir diese Rechnung „unterjubeln“, nur weil ich den Herren Wolfgang Süßenguth mal früher sehr gut gekannt habe.

Eure Andrea

Freitag, 9. November 2012

Widersprüche?

Im Gästebuch habe ich heute folgenden Kommentar von „Anonym“ erhalten:
Hallo, ich habe deinen Blog wie ein Buch gelesen. Einerseits ist es sehr interessant, andererseits habe ich viele Widersprüche entdeckt.
Da heißt es, ich fühle und denke wie eine Frau. Aber eine richtige Frau verhält sich doch ganz anders als du. Auf den Fotos mit den anderen umoperierten Männern seht ihr aus, wie Männer, die sich als Frauen verkleidet haben und zum Fasching gehen. Richtige Frauen geben sich viel natürlicher und kleiden sich nicht so auffällig "tuntig". Wenn man mit allem drum und dran wie eine Frau fühlt, sollte man auch einen Mann lieben. Wie ist denn das mit dir? Dich sieht man nur mit "umoperierten" Männern. Wieso ist deine Frau noch deine Frau und nicht deine Freundin? Wie sagt denn deine Frau? Mein Mann(der sie ja letztendlich doch verlassen hat, denn sie hat keinen Mann mehr)oder sagt sie zu dir meine Freundin? Du siehst, für Außenstehende gibt es da noch viele offene Fragen.
Ich möchte meine Antwort hier mal in einem eigenen Post schreiben, da sie vielleicht von allgemeinem Interesse ist und sonst kaum Beachtung findet.

Die Widersprüche, die Du meinst, sind wahrscheinlich keine, sondern Du kannst Dir einfach manche Sachen nicht erklären. Es ist auch schwer, vieles zu verstehen, wenn man selbst nicht betroffen ist. Selbst für mich ist es nicht einfach.

Transsexuell zu sein, heißt nicht nur einfach mal in der Rolle des anderen Geschlechts zu leben. Transsexualität ist angeboren. Transsexuelle sind nicht zu verwechseln mit Transvestiten oder DWT, die es schön finden, sich gelegentlich in eine Frau zu verwandeln.
Die genauen Ursachen sind noch nicht erforscht. Eine Theorie geht davon aus, dass in ca. der 7. Schwangerschaftswoche (dort wird das Geschlecht festgelegt – vorher ist alles gleich) eine Hormonstörung bei der Mutter bewirkt, dass sich ein männlicher Körper entwickelt, aber ein weibliches Gehirn, oder umgekehrt. Diese Menschen leben dann logischerweise erst einmal in dem von der Natur ihnen zugedachtes körperliches Geschlecht. Irgendwann merken sie, die einen sehr früh mit ein paar Jahren, die anderen etwas später, dass ihre Gefühle nicht zum Körper passen. Das wird meist erst mal versucht, zu verdrängen. Auf Dauer klappt das aber nicht wirklich. Für die Betroffenen ist das eine hohe Belastung, zum einen versuchen sie ihrer Rolle gerecht zu werden, was einige ihr ganzes Leben schaffen, und zum anderen möchten sie gerne ihre Femininität ausleben. Viele wissen zu dem Zeitpunkt noch nicht mal, dass sie transident sind.

Dazu zu stehen ist ein schwerer Schritt, der das ganze Leben verändert. Die Angst, dass alle sich abwenden, dass man die Arbeit verliert, auf der Straße schief angesehen wird usw. steht dem Wunsch gegenüber, endlich entsprechend seinen eigenen Gefühlen leben zu können. Dazu kommt, dass man ja von der Gesellschaft suggeriert bekommt, man sei ein Mann, weil man so aussieht, was einen unsicher macht.

Transsexualität ist nicht heilbar. Durch psychologische Maßnahmen erreicht man nichts. Früher hat man es versucht, heute weiß man, dass es nicht geht. Bleibt also nur, den Körper dem Geist anzupassen.
Natürlich muss dazu die Diagnose „Transidentität“ zweifelsfrei feststehen. Da aber das durch Untersuchungen nicht so einfach festgestellt werden kann, wird versucht das durch umfangreiche Ausschlussdiagnosen festzustellen.

Du schreibst:

„… Aber eine richtige Frau verhält sich doch ganz anders als du. …“
Vergiss bitte nicht, ich habe Jahrzehnte versucht, ein Mann zu sein. Es konnte einfach nicht sein, dass ich eine Frau bin, habe ich gemeint und meine Empfindungen unterdrückt. Da kann man nicht einfach einen Schalter umlegen.

„… Auf den Fotos mit den anderen umoperierten Männern seht ihr aus, wie Männer, die sich als Frauen verkleidet haben und zum Fasching gehen. …“
Wir sind keine „umoperierten Männer“, sondern Frauen, die im falschen Körper geboren sind und nun genau diesen Körper unserem gefühlten Geschlecht anpassen wollen oder haben.
Leider hat bei vielen von uns das Testosteron über viele Jahre seine Spuren hinterlassen. Die lassen sich nicht so einfach auswischen. Die genitalangleichende Operation ist da nur Eines unter vielen, was angepasst werden muss. Das ist natürlich von Fall zu Fall unterschiedlich ausgeprägt. Im Einzelnen sind das:
  • der Hormonhaushalt – Korrektur durch Antihormone (bis zur GaOP) und gegengeschlechtliche Hormone;
  • der Bartwuchs – geht in der Regel nicht durch Hormoneinnahme zurück. Beseitigung durch IPL, Laser, Nadelepilation oder ähnliche Verfahren.
  • Körperbehaarung – wenn man Glück hat, Zurückgang durch gegengeschlechtliche Hormone, sonst Beseitigung wie beim Bart;
  • Brust – wächst bei einigen durch Hormoneinnahme ausreichend, sonst Implantate;
  • Körperfettverteilung – ändert sich, je nach Veranlagung, nur langsam;
  • Knochenbau – ändert sich kaum. Da muss man einfach Glück haben;
  • Kehlkopf – kann bei Bedarf abgeschliffen werden;
  • Stimme – ändert sich auch durch weibliche Hormone kaum (umgekehrt, bei FzM ja). Je nach Notwendigkeit und Wunsch Stimmtraining (Logopäde) oder OP;
  • Gesicht – FFS möglich, aber nicht immer notwendig oder gewünscht, auch teuer;
  • Haare – da hilft, besonders bei älteren, nur noch eine Perücke.
Das alles braucht seine Zeit. Im allgemeinen gilt, um so jünger, so besser.

„… Richtige Frauen geben sich viel natürlicher und kleiden sich nicht so auffällig "tuntig". …“
Viele Jahre war es uns verwehrt, uns so zu kleiden, wie wir es wollten. Plötzlich befinden wir uns in so einer Art Pubertät. Da muss man schon sehr aufpassen, dass man nicht zu Übertreibungen neigt.

„… Wenn man mit allem drum und dran wie eine Frau fühlt, sollte man auch einen Mann lieben. …“
Warum? Es gibt auch lesbische Frauen.
Meine Feststellung ist, dass junge Transsexuelle meist gegengeschlechtlich lieben, ältere eher gleichgeschlechtlich. Daraus folgere ich, dass die sexuelle Orientierung nicht ausschließlich, aber zum Teil durch die Gesellschaft geprägt wird.

„… Wie ist denn das mit dir? Dich sieht man nur mit "umoperierten" Männern. …“
Ich bin jetzt sozusagen lesbisch. Dass man mich im richtigen Leben nur mit Transsexuellen sieht, ist eher nicht so. Im Blog veröffentliche ich nur kaum solche Bilder.

„… Wieso ist deine Frau noch deine Frau und nicht deine Freundin? …“
Für sie war und ist das Alles nicht einfach, da sie ja nicht lesbisch ist. Sie hat nun mal einen Mann geheiratet. Aber sie liebt den Menschen, der ich nun mal bin. Ich rechne ihr das hoch an, dass sie nicht „das Handtuch geworfen“ hat.

„… Wie sagt denn deine Frau? Mein Mann(der sie ja letztendlich doch verlassen hat, denn sie hat keinen Mann mehr)oder sagt sie zu dir meine Freundin? …“
Meist sagt sie „Andrea“, ab und zu verspricht sie sich mal und sagt „Wolfgang“ oder „mein Mann“. „Meine Frau“ oder „meine Freundin“ sagt Karola nie.

Ich hoffe, dass meine Erläuterungen etwas „Licht“ in die Sache gebracht hat.

Eure Andrea

Donnerstag, 8. November 2012

Der 291. Hinrichtungstag von Catharina Margaretha Linck

Ich habe schon mehrmals von Catharina Margaretha Linck alias Anastasius Lagrantinus Rosenstengel geschrieben. Heute jährte sich ihr Hinrichtungstag zum zweihunderteinundneunzigsten Mal.

Das sie als wahrscheinlich letzter Mensch in Deutschland hingerichtet wurde, weil sie nicht in ihrem Geburtsgeschlecht gelebt hat und als Frau vorgab ein Mann zu sein und eine Frau geheiratet hat, weiß in Deutschland fast kein Mensch. Es ist auch verzeihlich. Aber dass in der Stadt, wo sie hingerichtet wurde, es keine Stelle gibt, wo man ihrer Gedenken kann, ist schon verwunderlich.

Es muss ja keine Gedenkstätte für LGTB-Opfer sein, aber eine kleine Tafel z. B. am Ort ihrer Hinrichtung, wäre doch denkbar.

Um das anzuregen, habe ich am 01.11.2012 eine Mail an die Volksstimme geschickt.
Da ich keine Antwort erhielt, habe ich dann am 06.11.2012 noch eine Mail an eine andere Mailadresse der Volksstimme gesendet, an der ich die Erste anhing:
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Von: Andrea Süßenguth
An: redaktion.halberstadt@volksstimme.de
Datum: 6. November 2012 um 16:51
Betreff: Fwd: vergessene historische Person
Am 1.11. habe ich die angehängte Mail an die Volksstimme gesendet. Vielleicht war es nicht die richtige Mailadresse. Da ich bisher keine Antwort bekommen habe, gehe ich davon aus, dass meine Nachricht im Spam gelandet ist.
Deshalb leite ich sie heute nochmals an Sie weiter.

In Ergänzung möchte ich hier noch aus Angela Steidele Ihrem Buch „ In Männerkleidern“ zitieren:

„Heute erinnert fast nichts mehr an Catharina Margaretha Linck. …
… In Halberstadt erreicht die >Ortlosigkeit< Catharina Margaretha Lincks einen traurig-grotesken Höhepunkt. Halberstadt wurde bei einem anglo-amerikanischen Angriff am 8. April 1945 zu 82 % zerstört. Was die Bomben stehen ließen, riss die Stadtverwaltung zu DDR-Zeiten ab oder erledigte der Zahn der Zeit. Catharina Margaretha Linck würde ihr Halberstadt nicht wieder erkennen. Im Pauls-Viertel, wo sie wohnte, reiht sich ein Plattenbau an den anderen. Die ursprünglich verbliebenen Türme der im Krieg zerstörten Pauls-Kirche wurden 1969 gesprengt. Auch das Richthaus hat den 2. Weltkrieg nicht überlebt, so wenig wie das berühmte Rathaus. Der Fischmarkt, auf dem Catharina Linck hingerichtet wurde ist neu bebaut, sogar neu parzelliert. Ihre Gebeine schließlich wurden bei einer Baumaßnahme nach der Wende entsorgt. Der ehemalige Galgenberg der Stadt Halberstadt musste einer Einkaufslandschaft weichen; beim Bau des Gewerbegebietes Am Sülzegraben wurde der ehemalige Hügel, den man vor 1990 auf dem Weg von Halberstadt nach Harsleben links der Landstraße noch gut erkennen konnte, abgetragen; und so landeten Lincks Knochen, die man zusammen mit Skelettresten anderer unterm Galgen verscharrter dort fand, auf den Schutt, wenn sie nicht in Fundamente eines Automarkts oder Fastfood-Restaurants betoniert worden.
Das es schwer fällt, heute einen Ort zu finden, an dem man Catharina Margaretha Lincks gedenken könnte, erweitert den Blickwinkel auf all die anderen, derer man sich im selben Zusammenhang erinnern könnte. …“ 

Hier noch eine kleine Ergänzung. Die Halberstädter Chronologie, die im Internet auf der  Seite der Stadt Halberstadt veröffentlicht ist, erwähnt Ereignis nicht. 1721 gibt es da keinen Eintrag.  

Auszug aus Halberstäter Chronologie:

1720
13. April. Neuordnung der städtischen Verfassung durch das „Rathäusliche Interimsregi-ment vor die Stadt Halberstadt”. Die seit 1425 geltende Ratsverfassung wird außer Kraft gesetzt. An die Stelle des gewählten Rates tritt jetzt ein durch den preußischen König (Friedrich Wilhelm I.) eingesetzter achtköpfiger Magistrat.
1723
Halberstadt erhält ein Infanterieregiment als stehende Garnison.

Lediglich auf der Seite des Gleimhauses in Halberstadt wird erwähnt, dass Frau Steidele 2005 den Gleim-Literaturpreis für ihr Buch "In Männerkleidern"  erhalten hat.

Bei Wikipedia auf der Liste von Halberstädtern Persönlichkeiten steht sie wenigstens unter „Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben“.

Andrea Süßenguth

---------- Ursprüngliche Nachricht ----------
Von: Andrea Süßenguth
An: chefredaktion@volksstimme.de
Datum: 1. November 2012 um 14:52
Betreff: vergessene historische Person

Hallo,

durch Zufall bin ich auf Catharina Margaretha Linck alias Anastasius Lagrantinus Rosenstengel (http://de.wikipedia.org/wiki/Catharina_Margaretha_Linck) gestoßen. Sie war der letzte Mensch in Deutschland, der hingerichtet wurde, weil sie als Frau geboren wurde und als Mann eine Frau geheiratet hat. Das Buch „In Männerkleidern“ (http://www.querelles-net.de/index.php/qn/article/view/347/355  von Angela Steidele, beschreibt das Leben von Catharina Margaretha Linck. Eine sehr interessante Lebensgeschichte.

Am 8. November diesen Jahres jährt sich der Tag der Hinrichtung von Catharina Margaretha Linck auf dem Fischmarkt in Halberstadt zum 291. Mal. Es ist zwar kein besonderes Datum, aber ich finde es schon erstaunlich, dass es in Halberstadt und Umgebung so gut wie keiner weiß, obwohl dieses Ereignis eigentlich Deutschlandweit von historischer Bedeutung ist.

Die Nachfrage bei der Halberstadt-Information und dann im Stadtarchiv ergab zwar, dass Sie von ihr wussten, aber es ist keine Stelle bekannt, wo man ihr gedenken könne.
Vielleicht ist es ihnen möglich, durch einen kleinen Artikel dieses Ereignis der Öffentlichkeit bekannter zu machen.

Ich habe diesen Fall nur durch Recherchen im Internet entdeckt, die ich wegen meiner Transidentität gemacht habe.

Heute wird man zwar dafür nicht mehr hingerichtet, aber der Weg kann doch sehr beschwerlich sein und die Akzeptanz muss auch nicht immer gegeben sein.

Aus dem Gedanken, einen Blumenstrauß ihr zum Gedenken niederzulegen, wird nun nichts, denn wohin soll ich ihn legen.

Andrea Süßenguth
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Leider erhielt ich auch da keine Reaktion.
Wenn man das für nicht erwähnenswert hält, hätte man mir dass wenigstens mitteilen können.
Und wie zu erwarten war, wurde das Ereignis auch in keinster Weise heute in der Volksstimme erwähnt.

Eure Andrea