In meinem Post zur Folge 7 hatte ich folgendes geschrieben:
"RTL2 ist ja ein Privatsender und damit muss er, wie alle nicht öffentlich-rechtlichen Sender, auch dafür sorgen, dass gewisse Einnahmen erzielt werden. Das lässt sich aber nur, wenn auch die Einschaltquote stimmt, sonst gibt es zu wenige Werbeeinnahmen. Aber wenn man viele Zuschauer vor den Fernseher locken will, dann muss das Programm auch für den Durchschnittsbürger interessant sein. Die meisten Transsexuellen, wie ich auch, wollen natürlich, das wir nicht als „lustige abartige Figuren“ dargestellt werden, sondern das die Menschen begreifen, dass wir auch nur ganz normale Menschen sind, die nur das Pech gehabt haben, dass Geist und Körper nicht übereinstimmen. In Dokumentationen könnte man sehr objektiv zeigen, was es für den einzelnen bedeutet, transident zu sein, wie schwierig der Weg ist und dass transsexuell nichts mit Sex oder gar Rotlichtszene zu tun hat. Aber dass würde sich nur ein relativ kleines Publikum ansehen und damit würde die Aufklärung auch nicht viele erreichen. RTL2 versucht es mit einer Doku-Soab. Unterhaltung und Informationen in eine Sendung zu bekommen, halte ich für einen guten Ansatz. Damit erreicht man dann auch Leute. die sich das sonst nicht ansehen würden. Dass das geht, zeigen zum Beispiel die erfolgreichen Kindersendungen „Die Sendung mit der Maus“ und „Löwenzahn“. Wie wird also die Umsetzung gelingen?"Um es kurz zu machen, es ist nicht so gelungen, wie ich es mir vorgestellt hätte.
Zum Positiven:
Joker produktions und RTL2 haben bei der Darstellung nicht „daneben gegriffen“. Das, was sie gezeigt haben war, soweit ich es beurteilen kann, objektiv und wahrheitsgemäß. Besonders bei Corinna und Norma kann ich das sehr gut einschätzen, da ich sie persönlich kenne und ich diese Situation ein Jahr vorher mit meiner Familie selbst erlebt habe.
Auch wurden Transsexuelle im wesentlichen als „normale Menschen“ mit eben einen kleinen Fehler dargestellt. Die „Rotlichtszene“ wurde nicht als „Quotenbringer“ zur Hilfe genommen und es wurden auch in der Regel die richtigen Worte gefunden. Wenn wer bei der Wortwahl aus dem Rahmen gefallen ist, dann waren es die Protagonisten.
Der einzige Fehlgriff bei der Besetzung war Maya. Sie verkörpert in meinen Augen keine typische Transsexuelle. Wie sich Maya gegeben hat, ist genau das Bild, was Jahrzehnte in der Öffentlichkeit gezeichnet wurde, was aber die Ausnahme ist. Die meisten Transsexuellen identifizieren sich damit nicht.
Zum Negativen:
Der Weg wurde zu einseitig, nicht umfassend dargestellt. Man könnte meinen, wenn jemand transident ist und meint, ein Leben im anderen Körper sei das Richtige für ihn, dann geht er den Weg einfach und kommt dann irgendwann ohne große Probleme an.
Hier wird im wesentlichen nur auf körperliche Veränderungen, insbesondere der Wunsch nach Operationen und da besonders Brustoperationen eingegangen.
Dass dieser Weg viel umfassender ist, kommt kaum beim Zuschauer an.
Mögliche Diskriminierungen wurden nur bei Maya angesprochen.
Dass Betroffene teilweise viel Kraft in Genehmigungsverfahren stecken müssen, bis sie z. B. gewünschte Operationen genehmigt bekommen oder das es noch einen rechtlichen Weg zu gehen gilt, wo sie durch überholte gesetzliche Regelungen nicht nur diskriminiert werden, sondern auch finanziell zur Kasse gebeten werden (Gutachterpraxis) und sich als psychisch krank erklären lassen müssen, kommt kaum zur Sprache.
Was mich aber gefreut hat, dass hier die Problematik bei verheirateten Transsexuellen angesprochen wurde und damit auch indirekt darauf hingewiesen wurde, das Transsexualität primär kein sexuelles Problem ist.
Fazit:
Für den typischen RTL2-Zuschauer dürfte die Doku-Soab zu langweilig gewesen sein. Er erwartet einfache Unterhaltung wo es auch was nicht Alltägliches zu sehen gibt. Das Transsexualität nicht alltäglich ist, ist unbestritten, aber nach spätestens einer dritten ähnlichen Wiederholung des Inhaltes wird es uninteressant, wenn da nicht was außergewöhnliches passiert.
Die Zuschauer, die umfassende Informationen über Transidentität erwartet haben, wurden enttäuscht, denn die gab es nicht.
Ich glaube auch nicht, dass es eine 3. Staffel geben wird.
Auf der Facebookseite von "Hormonmädchen" findet sich auch ein interessanter Beitrag dazu, der vielfach kommentiert wurde.
Eure Andrea