Mein wahres Leben: Juni 2012

Donnerstag, 28. Juni 2012

Endlich offiziell „Frau“

Nachdem ich nach meiner geschlechtsangleichenden Operation das Amtsgericht Magdeburg am 30.04.2012 mit der Bitte angeschrieben hatte, von weiteren Gutachten Abstand zu nehmen, vorhandene Gutachten anzuerkennen und den Beschluss der Vornamens- und Personenstandsänderung zeitnah durchzuführen, gab es bis gestern keine Reaktion vom Gericht.

Ich hatte schon überlegt, ob ich das Gericht nochmals anschreibe oder wieder mal selbst vorbeifahre.
Heute Mittag erhielt ich dann ein Einschreiben vom Amtsgericht:


Ohne mein Wissen und in meiner Abwesenheit wurde der Beschluss gefasst. Ich bin nun schon seit 07.06.2012 offiziell Frau.
Damit ist das Gericht meinem Wunsch nachgekommen, keinen weiteren Gutachter zu bestellen.
Vom Gericht wurde damit nur ein Gutachter, Prof. Dr.Vogel, bestellt. Als zweites Gutachten ist das medizinisch-psychologische Gutachten von Dr. Seikowski anerkannt worden.
Bisher musste ich weder einen Kostenvorschuss leisten noch habe ich einen Kostenbescheid erhalten.

Heute Nachmittag bin ich dann gleich zum Standesamt, um eine neue Geburtsurkunde zu beantragen. Wie schon beim letzten Mal, als ich in dieser Behörde war, um einen Auszug aus dem Geburtenregister für die Beantragung der VÄ/PÄ zu holen, war auch diese Sachbearbeiterin total nett. Sie sagte mir, da ich verheiratet bin wird auch die Eheurkunde geändert.
Wir haben uns eine Weile unterhalten und dann festgestellt, dass eigentlich schon seit 10 Minuten geschlossen ist. Am nächsten Mittwoch erhalte ich die neue Urkunde. 

Eure Andrea

Montag, 25. Juni 2012

Warum mache ich mich „schön“?

Einen Kommentar zu „Begegnung mit Yuna-Juli“ von Anonym am 25.Juni 2012, 11:07 Uhr aufgreifend, möchte ich hier ein paar Worte zu sagen.

Wie es Corinna schon sagte, ich mache es in erster Linie für mich. Ich fühle mich als Frau und möchte deshalb auch so aussehen. Es reflektiert mein inneres nach außen. Und man möchte ja auch gut aussehen und nicht wie eine „Vogelscheuche“ rumlaufen. 
Nur mit entsprechender Kleidung und bei uns auch nur, wenn man mit Kosmetik ein wenig nachhilft, gelingt einem das einigermaßen. 
Schwierig ist dabei das richtige Gefühl zu entwickeln, da man ja jetzt sozusagen im Alter erst in der Pubertät ist und zu Übertreibungen neigt.

Am besten ist es natürlich, wenn von Außenstehenden das Geburtsgeschlecht nicht mehr erkannt wird. Aber das braucht Zeit und Glück, dass man nicht zu extreme männliche Merkmale hat und die Hormone auch einigermaßen „anschlagen“. 
Und auch natürlich ein bisschen Übung, denn Jahrzehnte hat man versucht, weibliches Verhalten zu unterdrücken. Am Anfang kommt noch die Nervosität hinzu, durch die man dann erst recht auffällt.

Die Aussage: „Ich style mich nicht für andere.“ muss man differenziert betrachten. Richtig ist für mich, ich mache es insbesondere nicht für Männer, damit die auf mich „abfahren“ oder um Kontakte zu knüpfen.
Andererseits leben wir in einer Gesellschaft mit anderen und da will man natürlich auch so wahrgenommen werden, wie man sich fühlt. In unseren Fall eben als Frau.

Und ich muss auch zugeben, Komplimente zu erhalten ist auch ein schönes, bisher kaum gekanntes Gefühl – mehr aber nicht.

Eure Andrea

Sonntag, 17. Juni 2012

Suche bei Google nicht optimal


Die 10. IPL-Sitzung vor gut 14 Tagen war, wie erwartet, erfolgreich. Im Augenblick ist so gut wie kein Bartschatten mehr vorhanden. Allerdings zeigt aber die Erfahrung, dass zumindest ein Teil der Haare wieder kommt. Von Behandlung zu Behandlung wird es zwar weniger, aber ganz ohne rasieren geht es leider (noch) nicht.

Gestern habe ich die neue Aufforderung der Krankenkasse zum Zusenden des Passbildes für die neue Versicherungskarte der Krankenkasse erhalten. Da es jetzt auch für Andrea war, habe ich es auch gleich gemacht.

Ich stelle Zusehens fest, dass der Suchmechanismus bei Google nicht optimal ist. Umso mehr ich hier über alles Mögliche schreibe, umso mehr gelangen Leute auf meine Seite, die mich eigentlich nicht gesucht haben.
Heute Mittag waren aktuell 5 Personen auf meiner Seite, die meinen Blog mit folgenden Suchbegriffen gefunden haben:


Ich glaube davon hat nicht einer das Gesuchte gefunden. Aber vielleicht war es trotzdem für sie interessant.

Eura Andrea

Mittwoch, 13. Juni 2012

Begegnung mit Yuna-Juli


In letzter Zeit ist irgendwie meine Zeit knapp geworden. Im Augenblick komme ich kaum hinterher, meine „Verpflichtungen“ im Internet nachzukommen. Da mein Blog natürlich vorgeht, müssen andere „Sachen“, wie zum Beispiel Foren, in denen ich bin, darunter leiden.

Heute war ich zu unserem Hausarzt, nur um Rezepte für meine Frau und mich abzuholen.
Da meine Ovestin-Creme, die mir meine Frauenärztin verschrieben hat, bis zu meinem nächsten Termin etwas knapp bemessen ist, wollte ich auch dafür ein Rezept mitnehmen.
Ich erhielt aber nur ein grünes Privatrezept. Ein Kassenrezept ist angeblich vom Hausarzt nicht möglich. Das ist mir „zu hoch“. Die Creme gehört zu meinen Verordnungen. Wenn der Hausarzt dafür kein Rezept ausstellen darf, dann doch grundsätzlich nicht. Warum darf er das dann als Privatrezept?

Kurzfristig hat sich heute noch ein Treffen mit Yuna-Juli ergeben. Sie wohnt nahe Halberstadt und hatte angefragt, ob wir uns mal sehen können. Ich stehe Begegnungen mit anderen TS immer aufgeschlossen gegenüber und freue ich mich auch darauf. Da aber mein Terminplan die nächsten Tage kaum Lücken aufweist, habe ich vorgeschlagen, dass wir uns heute um 17:30 Uhr im Wald hinter dem Asylantenheim treffen, während ich die Runde mit dem Hund mache.

Auf dem Weg dorthin habe ich meine Frau beim „Sealand“ zum Schwimmen abgesetzt. Mit 5 Minuten Verspätung am Waldrand angekommen, war aber von Yuna-Juli nichts zu sehen, aber dafür saßen dort zwei Ausländer im Gras. Ich bin dann ausgestiegen und mit unseren Hund Richtung Wald gegangen. Nach ein paar Schritten war dann einer der beiden Ausländer plötzlich neben mir und ging mit. 
Er fing dann ein Gespräch in sehr gebrochenem Deutsch an. Seine Herkunft war Kenia und erst seit ca. einer Woche da. Dann merkte ich, wie er beim Gehen immer näher kam und mich mit seiner Schulter an meiner berührte. Da mir das Ganze ein wenig unheimlich vorkam und weit und breit kein anderer Mensch in der Nähe war, außer der 2. Ausländer, drehte ich mich um, um zum Auto zurück zu gehen.

Jetzt merkte ich, dass er versuchte mich von hinten umzufassen und er sagte: „Ich Dich lieben tue“. Die ca. 200 m bis zum Auto kamen mir jetzt weit vor. Meine Schritte wurden immer schneller und er fragte mich: „Wohin wollen?“
Ich sagte, ich bin verabredet und warte auf jemanden, der gleich kommt.
Als er merkte, ich gehe zielstrebig auf das Auto zu, sagte er: „Wir mitkommen.“
Am Auto angekommen habe ich sofort den Hund in den Kofferraum gelassen, blitzschnell eingestiegen, das Auto von innen verriegelt und bin losgefahren. 

Dann habe ich Yuna-Juli doch noch getroffen. Wir hatten uns mit dem Treffpunkt ein wenig falsch verstanden.
An einer anderen Stelle haben wir dann noch einen kleinen Spaziergang gemacht und uns nett unterhalten. Sie ist bisher nur in ihrer Familie geoutet, aber ihre Frau hat mit ihren „Anders-sein“ kein Problem, hat sie mir gesagt. Das Leben als Mann kann sie nicht mehr ertragen und möchte den ganzen Weg, einschließlich OP, gehen. Angst hat sie vor allem vor dem Outing auf Arbeit.

Mehr möchte ich jetzt nicht über sie erzählen.

Eure Andrea

Dienstag, 12. Juni 2012

Begegnung im Baumarkt

Am Sonnabend war ich im Baumarkt. Zum bezahlen habe ich mal wieder an der falschen Kasse angestanden. Es ging einfach nicht vorwärts.
Ich habe dann kurz bevor ich an der Reihe war zur Nachbarkasse gesehen und gedacht, dass die junge Frau (so um die Mitte 40), die dort gerade bezahlt hat, sich lange nach mir angestellt hat.
Gerade als ich mich wieder abwenden wollte, sagte die Frau etwas zur Kassiererin, was meinen Blick auf die Frau harren ließ. Es war nicht das, was sie sagte, sondern sie sagte es mit einer Männerstimme, die absolut nicht zu ihr passte.
Daraufhin musterte ich die Frau genau, aber da war absolut nichts Männliches. Plötzlich, beim Gehen, sah mich die Frau an und ich lächelte sie reflexmäßig an und sie lächelte zurück. Dann wandte ich mich aber ab.
Beim Gehen kam sie mir dann auf dem Parkplatz noch mal entgegen und wir lächelten uns dann noch mal ganz kurz an. Sie stieg dann in ein Auto mit dem Kennzeichen BK, also nicht aus Halberstadt.
Am liebsten hätte ich sie nach ihrer Vergangenheit gefragt, aber es ergab sich kein Anknüpfungspunkt. Außer der Stimme gab es nichts was einen Zweifel hätte aufkommen lassen können, dass sie eine „Bio-Frau“ ist.
Obwohl ich vorbelastet bin, muss ich sagen, tendiere ich dazu, das es wahrscheinlich doch nur eine Frau ist, die das Pech hat, eine männliche Stimme zu haben. Sicher bin ich mir aber überhaupt nicht.
Aber das Erlebnis zeigt mir, dass es nicht darauf ankommt, in allem perfekt wie eine Frau zu wirken, sondern das die Summe des Erscheinungsbildes den Eindruck der Wahrnehmung macht. Selbst wenn eine Eigenschaft als Transfrau voll daneben liegt, heißt das noch lange nicht, dass man als Mann wahrgenommen wird.

Eure Andrea


PS: Dazu fällt mir noch ein interessanter Beitrag von Jula Böge ein: 
"Wohin die Kugel rollt"

Sonntag, 10. Juni 2012

Mittagessen in "Heeseberg"

Heute haben wir kein Mittagessen zu Hause gekocht, sondern sind Essen gefahren. Wir waren zu dritt, da meine Schwägerin auch mit war. Unser Ziel war das Hotel und Restaurant "Heeseberg" bei Jerxheim, so ca. eine gute halbe Autostunde von uns entfernt.

Neben der Gaststätte
Voriges Jahr waren wir auch schon mal dort, aber nur zum Eisessen. Es hatte uns gefallen, gut gelegen, auf einen Hügel mit Wald umgeben und das Eis hatte geschmeckt und war preiswert.

Heute war leider die Terrasse geschlossen, obwohl das Wetter ein Sitzen im Freien erlaubt hätte. Also sind wir in den Gastraum gegangen, da dort auch Hunde erlaubt sind.
Die Gaststätte war schön gefüllt, aber wir haben noch einen freien Tisch gefunden.
So preiswert, wie voriges Jahr das Eis, fanden wir dann die Gerichte, die wir essen wollten, dann erst einmal doch nicht. Eine Portion frischer Spargel mit Schnitzel kostete 15,50 €. Eher ein normaler Preis.
Dann aber wunderten wir uns, dass wir zuerst eine Spargelcremesuppe erhielten. Als dann das Hauptgericht kam, wurde das Schnitzel auf einen separaten Teller gebracht, da es nicht mehr auf den normalen Teller gepasst hat. Es hatte Tellergröße. Danach gab es noch einen Dessert. Wir haben dann festgestellt, dass wir ein Menü bestellt hatten. Damit, und für die Menge und ausgezeichnete Qualität, war der Preis dann doch sehr günstig. Eine Portion hätte auch dicke ausgereicht, zwei Personen satt zu machen.

Eure Andrea

Mittwoch, 6. Juni 2012

Typisch Junge - typisch Mädchen?


Vor ein paar Tagen war dieser Artikel in der Volksstimme:
Typisch Junge - typisch Mädchen?

(3 Seiten!)

Ich hatte dazu einen Kommentar abgegeben, aber im Internet ist er nicht freigeschaltet.

Heute erschien er in der gedruckten Ausgabe.

Allerdings hatte ich darin noch ein Bezug auf einen aktuellen Fall angegeben.


Leider wurde dieser Bezug weg gelassen.

Eure Andrea

Montag, 4. Juni 2012

Der 1. Arbeitstag nach der OP


Nachdem ich am 30. März 2012 bei T-Systems meinen letzten Arbeitstag hatte, war heute nach Urlaub – Krankenhaus – Krankschreibung – Urlaub wieder mein 1. Arbeitstag beim Landkreis Harz. Da sich ja mit dem Wechsel zurück zum Landkreis auch meine Arbeitsaufgaben geändert haben, sitze ich auch auf einem neuen Arbeitsplatz. 

Als erstes habe ich dann heute Morgen auch erst mal meinen neuen Arbeitsplatz eingerichtet. In Zukunft werde ich dann für die Telefone, Faxgeräte und Großkopierer des Landkreises zuständig sein. Der Kollege, der das jetzt macht, geht Mitte Juli in den Vorruhestand.

Sonst musste ich viel erzählen: Wie alles war; Wie es mir geht; Wie ich mich jetzt fühle und so weiter.

Wie vor der Operation, es ist keine Spur von Intoleranz zu bemerken. Es ist ein schönes Gefühl, nur volle Akzeptanz zu spüren und als vollwertige Frau respektiert zu werden. Bei den Mails hatte ich auch ein paar Glück- und Genesungswünsche zur OP dabei.

Heute habe ich dann auch meinen Termin für die Nach-OP in Krefeld erhalten. Am 18.07.2012 bis 10:00 Uhr muss ich da sein. Am 19.07. ist dann die Operation.

Weiterhin habe ich heute noch mal bei der Krankenkasse Herrn W. angerufen. Ich hatte ja geschrieben, dass ich über die Rentenversicherung eine neue weibliche Rentenversicherungsnummer beantragt und erhalten hatte und daraufhin von der Urlaubsvertretung von Herrn W. mir dann doch eine neue Krankenversicherungskarte ausgestellt wurde. Allerdings ist das noch eine ohne Lichtbild.

Herr W. bestätigte mir dann, dass meine Daten auf Grund dessen bei der Krankenkasse komplett auf Frau Andrea Süßenguth geändert sind. Er veranlasst dann, dass mir jetzt ein neues Anschreiben für das Ausstellen einer Karte mit Lichtbild zugesendet wird.

Eure Andrea

Sonntag, 3. Juni 2012

Geänderte Denkweise?

Angeregt durch eine Frage in einem Kommentar im Gästebuch, möchte ich die Frage, welche Unterschiede es bei der Denkweise von Frauen und Männern gibt, in einem eigenen Post nachgehen.

Allerdings lässt sich auch von mir diese Frage schwer beantworten.
Ich weiß nicht, wie meine Denkweise früher war und wie sie jetzt ist, war sie früher schon mehr weiblich oder doch männlich? Kann man überhaupt davon sprechen, da ja jeder eine andere besitzt? Weiß ich wie andere Frauen und Männer wirklich denken? 

Ich bin aber schon der Meinung, dass es vom Grundsatz her, eine andere ist.
Soweit ich weiß sind männliche Gehirne anders als weibliche 

Eine heute als wahrscheinlich mögliche Ursache der Transsexualität wird angesehen, das so in der 7. Woche der Schwangerschaft, wo das Geschlecht festgelegt wird (vorher gibt es noch keine geschlechtlichen Unterschiede), ein Fehler passiert. Da wird sozusagen der Körper auf „männlich programmiert“ aber ein weibliches Gehirn zugeordnet (oder umgedreht). Also ist die Transsexualität im weitesten Sinn auch eine Art Intersexualität.
Ich habe gehört, das neuste Untersuchungen genau an diesen Unterschieden im Gehirn ansetzen, um Transsexualität nachweisen zu können.

Noch mal zu meiner Denkweise früher und heute. Da hat sich natürlich was geändert, weil sich meine Gefühle verändert haben.
Weibliche Gefühle und Eigenschaften hatte ich schon immer. Habe sie aber so gut es geht versucht zu verstecken. Ich habe also versucht, mich so zu verhalten, wie ein Mann. Unterstützt wurde das durch meine Erziehung und meinem Stand als Mann in der Gesellschaft. Aber bestimmte Eigenschaften kann man ganz schlecht verstecken, zum Beispiel, dass ich „weicher“ war, als andere Jungen. Andere Jungen, die mal schnell ihre „Stärke demonstrieren“ wollten, haben in mir ein einfaches Opfer gefunden, da sie wussten, ich wehre mich kaum.

Meine Denkweise und Gefühle heute sind doch etwas anders geworden. Zum einen, weil ich jetzt offen als Frau leben darf und muss nichts mehr krampfhaft verstecken und zum anderen weil mein Hormonhaushalt jetzt weiblich ist. So fließen heute schon viel schneller mal die Tränen und mein Bedarf an Zärtlichkeit ist gestiegen. Auch glaube ich, dass ich heute Frauen viel besser verstehe. Warum wohl?

Eure Andrea