Mein wahres Leben: Geänderte Denkweise?

Sonntag, 3. Juni 2012

Geänderte Denkweise?

Angeregt durch eine Frage in einem Kommentar im Gästebuch, möchte ich die Frage, welche Unterschiede es bei der Denkweise von Frauen und Männern gibt, in einem eigenen Post nachgehen.

Allerdings lässt sich auch von mir diese Frage schwer beantworten.
Ich weiß nicht, wie meine Denkweise früher war und wie sie jetzt ist, war sie früher schon mehr weiblich oder doch männlich? Kann man überhaupt davon sprechen, da ja jeder eine andere besitzt? Weiß ich wie andere Frauen und Männer wirklich denken? 

Ich bin aber schon der Meinung, dass es vom Grundsatz her, eine andere ist.
Soweit ich weiß sind männliche Gehirne anders als weibliche 

Eine heute als wahrscheinlich mögliche Ursache der Transsexualität wird angesehen, das so in der 7. Woche der Schwangerschaft, wo das Geschlecht festgelegt wird (vorher gibt es noch keine geschlechtlichen Unterschiede), ein Fehler passiert. Da wird sozusagen der Körper auf „männlich programmiert“ aber ein weibliches Gehirn zugeordnet (oder umgedreht). Also ist die Transsexualität im weitesten Sinn auch eine Art Intersexualität.
Ich habe gehört, das neuste Untersuchungen genau an diesen Unterschieden im Gehirn ansetzen, um Transsexualität nachweisen zu können.

Noch mal zu meiner Denkweise früher und heute. Da hat sich natürlich was geändert, weil sich meine Gefühle verändert haben.
Weibliche Gefühle und Eigenschaften hatte ich schon immer. Habe sie aber so gut es geht versucht zu verstecken. Ich habe also versucht, mich so zu verhalten, wie ein Mann. Unterstützt wurde das durch meine Erziehung und meinem Stand als Mann in der Gesellschaft. Aber bestimmte Eigenschaften kann man ganz schlecht verstecken, zum Beispiel, dass ich „weicher“ war, als andere Jungen. Andere Jungen, die mal schnell ihre „Stärke demonstrieren“ wollten, haben in mir ein einfaches Opfer gefunden, da sie wussten, ich wehre mich kaum.

Meine Denkweise und Gefühle heute sind doch etwas anders geworden. Zum einen, weil ich jetzt offen als Frau leben darf und muss nichts mehr krampfhaft verstecken und zum anderen weil mein Hormonhaushalt jetzt weiblich ist. So fließen heute schon viel schneller mal die Tränen und mein Bedarf an Zärtlichkeit ist gestiegen. Auch glaube ich, dass ich heute Frauen viel besser verstehe. Warum wohl?

Eure Andrea

23 Kommentare:

  1. Hallo Andrea,

    dass eine der Ursachen in der recht frühen Zeit der Schwangerschaft liegt habe ich auch schon mehrfach gelesen und eine der Ursachen die genannt wird ist Stress den die Mutter hatte. Das kann natürlich auch in meinem Fall (uneheliches und zunächst sicher kein Wunschkind) der Fall gewesen sein.

    Hinsichtlich der Rolle der Hormone widerspreche ich dir etwas, frecherweise bevor ich selber welche nehme. Bei mir war es eher die Wahrnehmung meiner Person als weiblich durch andere, die dann in einer Art Rückkoppelung auch mein Verhalten änderte. Das meiste spielt sich doch eher im Kopf ab, wobei die Hormone unterstützend wirken, schon durch körperliche Veränderungen die ja nicht nur das Brustwachstum betreffen.

    Dass die Gehirne von Männern und Frauen unerschiedlich funktionieren ist ja inzwischen weitgehend akzeptierter Stand der Hirnforschung, wo die Gehirne von Transsexuellen einzuordnen sind ist noch nicht geklärt, ich habe kürzlich selbst an einer solchen Studie teilgenommen bei der es um die Messung der Hirnaktivität ging: http://corinna1960.blogspot.de/2012/04/als-proband-bei-einer-studie.html

    Ob dies letztlich zu einer verbesserten Diagnostik führt bleibt zu hoffen, ist aber auch in T*-Kreisen recht umstritten. Was mMn ein weiteres Forschungsgebiet ist welches sich anschliest ist die Klärung der Fragestellung welchen Einfluss eine jahrzehntelange Sozialisation eines weiblichen Gehirns in einem von anderen als männlichen wahrgenommenen Körper auf die Funktion des Gehirns hat. Das Gehirn ist ein lernfähiges Organ auch was die Nutzung verschiedener Teile betrifft. Es mag also in noch fernerer Zukunft die Möglichkeit bestehen den Grad des psychischen Schadens der zumindest bei manchen Transsexuellen durch ihren Versuch im falschen Geschlecht zu leben entstanden ist messbar zu machen. Sozusagen den vieldiskutierten "Leidensdruck" den jetzt Gutachter für teures Geld diagnostizieren messbar zu machen.

    Vielleicht irgendwann einmal, aber ein interessantes Gebiet allemal und denjenigen die sich für die kleinen Unterschiede zwischen Männern und Frauen interessieren lege ich die Bücher von Allan und Barbara Pease ans Herz wo das Theme informativ aber doch unterhaltsam dargestellt wird.

    LG Corinna ;)

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    1. Hallo Corinna,

      Danke für Deinen ergänzenden Kommentar.

      Du widersprichst mir nicht. Ich habe auch nichts anderes gesagt. Das Leben offen als Frau bewirkt schon einiges. Das passiert im Unterbewusstsein. Die Hormone machen dann den Rest.

      LG Andrea

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  2. Ich will ja nicht in Frage stellen, dass sich Deinen Denkweise geändert hat, aber sie hat sich mit Sicherheit nicht von männlich nach weiblich verschoben. Denn das kann ja nun überhaupt nicht funktionieren, denn ich darf Dich daran erinnern, dass Du seit 57 Jahren eine Frau bist und nicht erst seit ein paar Jahre, somit ist diese Verschiebung unmöglich.
    Es mag zwar sein, dass Deine Denkweise jetzt weniger der männlichen Rolle angepasst ist, aber Deine Denkweise ist immer schon weiblich!

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    1. Hallo Christine,

      dass sich meine Denkweise nicht von männlich nach weiblich verschoben hat, da gebe ich Dir recht. Ich habe damit auch mehr gemeint, ich kann sie nicht einordnen, wo sie genau liegt. Das was ich sicher weiß ist, das sich meine Gefühle verändert haben.

      LG Andrea

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  3. Ich bin mir überhaupt nicht sicher,ob man in männliches und weibliches Denken unterscheiden kann. Der Denkvorgang orientiert sich doch an den gesellschaftlichen notwendigkeiten,also eine frau ist eher auf die Erhaltung und Erfordernisse der Art programmiert,ein mann eher aufs Kämpfen und versorgen. Und aus diesen grundlegenden Aufgabenzuteilungen ergeben sich auch die emotionalen Unterschiede,die die gesellschaft den geschlechtern zubilligt.Ich kann mir nicht vorstellen,daß das was mit Hormonen zu tun hat,denn es gab zu allen zeiten Frauen,die ihre familie alleine,auch ohne mann erfolgreich gemangt haben.

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    1. Nach dem oben angeführten Artikel sind die Gehirne von Männern und Frauen anders. Das muss doch einen Grund haben?
      Also gehe ich davon aus, dass die Natur die Gehirne den speziellen Hauptaufgeben der Geschlechter angepasst hat.
      Allerdings ist das Gehirn lernfähig, d. h. entsprechend den gesellschaftlichen Erfordernissen ist es in der Lage, sich anzupassen. Dieser Anpassung sind aber auch Grenzen gesetzt. Zum einen ist anstrengend und zum anderen lässt sich eine gewisse „Grundprogrammierung“ nicht ändern. Dazu zähle ich auch das Gefühl, im falschen Körper geboren zu sein. Wenn man mit einem „weiblichen Gehirn“ geboren ist, wird es nie gelingen, daraus ein männliches zu machen. Man versucht es zwar und teilweise hat man das Gefühl, es gelingt einem, aber in Wirklichkeit schafft man es nicht. Die „Kraft“ die man dafür aufwendet, kann enorm sein, denn man hat ja Angst und Scham. Aber irgendwann reicht die Kraft nicht mehr.

      Was ich aber hundertprozentig sagen kann ist, dass die Hormone nicht nur körperliche Veränderungen herbeigeführt haben, sondern auch meine Gefühle verändert haben, also auch auf das Gehirn wirken.

      LG Andrea

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  4. ob geschlechtshormone auf die emotionalität einfluss haben,kann ich nicht beurteilen,aber post-klimakterische Frauen sind emotional immer noch frauen und keine psychisch verkappten Männer,auch wenn ihnen die weiblichen Hormone fehlen.Es ist aber auch völlig egal,was tatsächlich ursächlich ist,wichtig ist,daß du mit deinem jetzigen Zustand auf dauer zufrieden und glücklich bist. ich habe von einer Airin gelesen,die sich erst zur Frau hat umbauen lassen,dann festgestellt hat,daß sie nicht als mann leben kann. Sie hat sich dann,soweit möglich als mann rückverwandeln lassen. In der zwischenzeit ist ihr klargeworden,daß das mit der Rückumwandlung doch nicht so funktioniert,worauf sie jetzt wieder als Frau Leben und aufgebaut werden will.Es gibt halt trotz aller Sorgfalt immer mal wieder einen kollateralschaden!

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    1. Ich habe mich nicht „umbauen“ lassen. Mein Körper wurde nur meinem gefühlten Geschlecht angepasst. Dass das nicht hundertprozentig geht, weiß ich selbst und kann es leider auch nicht ändern. Aber mein Leben kann ich jetzt relativ uneingeschränkt als Frau wahrnehmen und das macht mich glücklich.
      Menschen, die sich irren, gibt es überall. Aber bei mir ist jeder Irrtum ausgeschlossen.

      LG Andrea

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    2. @Anonym:

      Du hast die Mann-Frau-Dualität von Airin wahrlich nicht verstanden, probier es mal mit Lesen: http://www.transsexuell.de/airin-geschichte.shtml - bitte in der Reihenfolge: Lesen - Nachdenken - Verstehen - (vielleicht) was schreiben. Bitte vor dem Schreiben die ersten drei Punkte sorgfältig abarbeiten um dich nicht mit jedem Post zum Löffel zu machen.

      Das Problem was Airin hat ist nicht neu, das hat Goethe schon im Faust auf den Punkt gebracht. Du kennst die Stelle wo Faust gegenüber Wagner seinen Gemütszustand offenbart? OK bei Faust hatte es nichts mit TS zu tun, aber im Grundsatz ähneln sich die Probleme.

      Solltest du jetzt etwas rätseln --> Dr.Google ist dein Freund.

      "Umbau" ist der falsche Begriff und wird nur von Leuten gebraucht die mit Transsexualität nicht vertraut sind. Es ist eine Angleichung des körperlichen an das gefühlte Geschlecht, und deshalb heisst es GaOP für "GeschlechtsANGLEICHENDE Operation" und nicht GuOP.

      Ich freue mich zu deiner Weiterbildung beigetragen zu haben und würde mich freuen wenn du ab jetzt die in der Fachwelt übliche korrekte Terminologie verwenden würdest. "Umbauten" gibts nur bei RTL und ähnlich tiefgründig recherchierenden Sendern.

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    3. ach schade, dass es keinen "like" Button auf dieser Seite gibt. Ich denke BILDung kommt in jüngeren Generationen leider nur von RTL_(II) und einer 4-lettrigen Zeitung. Schade!
      Corinna, vielen Dank, dass auch Du dazu beiträgst etwas Licht in das "finstere krankhaft abartige Wesen TS" zu bringen ;)
      LG

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  5. Liebe Leut',

    Wir sind, was wir denken. Diese Aussage gefällt mir;-)
    Ich weigere mich in eine Schublade zu kriechen die Andere für mich aufmachen, darin ist es meiner Seele zu eng.

    Siehe auch: http://www.vistano-portal.com/psychologie/psychologie-news/wir_sind_was_wir_denken.html

    Liebe Grüße

    Cosima

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    1. Ein interessanter Artikel.

      LG Andrea

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    2. Der Artikel ist leider etwas kurz, die wesentlichen Punkte wie positive und negative Verstärkung und auch die selbsterfüllende Prophezeiung sind drin, aber dort wo es interessant wird und es darum geht gewohnte Denkmuster aufzubrechen ist leider Schluss.

      Denn die Erkenntnis von Karl Marx "Das (gesellschaftliche) Sein bestimmt das Bewusstsein" ist nur ein Teil der Wahrheit, nicht nur TS machen die Erfahrung dass ein geändertes Bewusstsein auch das Sein ändern kann.

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  6. Langweilig wird es hier jedenfalls nicht. :-)

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  7. Hallo

    Danke Cosima für den Link. Ein wirklich sehr interessanter Artikel.

    LG


    Anke

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  8. Hallo Andrea,

    ich grübele gerade etwas über deinen Satz: "Aber bestimmte Eigenschaften kann man ganz schlecht verstecken, zum Beispiel, dass ich „weicher“ war, als andere Jungen. Andere Jungen, die mal schnell ihre „Stärke demonstrieren“ wollten, haben in mir ein einfaches Opfer gefunden, da sie wussten, ich wehre mich kaum."

    Die durch die pränatale Entwicklung grundsätzlich weibliche Prägung deines Gehirns könnte doch durch solche Erlebnisse noch weiter verstärkt worden sein, hier auch mal an den Artikel gedacht den Cosima einbrachte. Dies hätte also wenig jungenhaftes Verhalten eher noch verstärkt und dich somit zügiger in die Richtung der Erkenntnis deiner TS gebracht.

    Kinder können zwar grausam sein sind aber auch ehrlich. Solche frühkindlichen Gruppenerlebnisse könnten mit dazu beitragen dass es die grosse Gruppe der TS gibt die früh erkennen was mit ihnen los ist. Der immer noch vorhandene gesellschaftliche Gegenwind und der Versuch "normal" zu leben lässt dann für viele eine relative Zeit der Ruhe zu bis dann im Alter 45+, wovon auch immer getriggert, die zweite Welle rollt.

    Damit wäre die unzureichend erfolgte jugendliche Sozialisation in der männlichen Rolle eine Form des gesellschaftlichen "Gegenwindes" der in diesem spezielle Fall verstärkend auf die Selbsterkenntnis der eigenen TS-Realität wirkt. Ob diese Erkenntnis dann schon ausegelebt wird ist natürlich von gesellschaftlichen Zwängen abhängig die weit über das Verhalten pubertierender Jugendlicher hinaus gehen.

    Dieser Einfluss lässt nach der Pubertät schnell nach weil Erwachsene nicht so offen agieren, d.h. wer es bis dahin einigermassen unbeschadet in der falschen geschlechtlichen Rolle geschafft hat ist erst bei den Spätberufenen dran denn auf dem Weg bis dorthin überwiegt der Gegenwind.

    Bleibt die Frage nach dem Trigger im Alter 45+ - doch hormonelle Umstellungen? Wenn es die sind, wie steht es dann mit "spätberufenen" Transmännern? Ich gebe zu ich habe da bislang nicht drauf geachtet.

    Da bleibt noch einiger Stoff zum Durchdenken.

    LG Corinna ;)

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    1. Hallo Corinna,

      Deine Überlegungen sind gar nicht so verkehrt. Das würde auch irgendwie erklären, dass bei mir so mit dem Erwachsenwerden eine „Ruhephase“ eingetreten ist, wo ich zwar öfters daran gedacht habe, aber der gefühlte Druck nicht so groß war, so dass man eben geglaubt hat, man schafft es. Dann später wurde der Druck dann aber langsam, aber stetig größer.

      Liebe Grüße
      Andrea

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  9. Die Erkenntnis ist der Trigger für die Spätberufenen,daß man halt so eine Fehlsteuerung nicht lebenslang unterdrücken kann,seien die Anreize dazu auch noch so gut.Die Erkenntnis,trans zu sein,ist schon früh da,aber viele betroffene glauben halt,diese Wünsche intellektuell und vielleicht mit Hilfe des unterstützenden Partners sublimieren zu können,und mit 45+ ist dann die Luft definitiv raus und sie müssen ihr wahres Leben leben. Ist für mich verständlich.Was ich nicht verstehe ist,daß so wenige auf Männer stehen und an ihrer alten beziehung festhalten.Gerade die unterschiedliche geschlechtlichkeit zieht die Menschen doch an.Transsexuelle nehmen doch alle Verhaltensweisen des Gegengeschlechts an,warum dann das Zögern bei der sexuellen Präferenz?ist das die langjährige Prägung im Primätgeschlecht,oder die erkannte Chancenlosigkeit als Frau auf einen adäquaten Partner?
    na ja,wenn man 45J als mann gelebt hat,prägt einen das wohl schon tiefgreifend

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    1. Ja, irgendwann ist der Punkt gekommen, da geht es nicht mehr. Ich hatte und habe das Glück, eine Familie zu haben, in der vieles gestimmt hat. Das hat einen aufgebaut und man will es nicht zerstören, zumindest nicht das Risiko eingehen, dass es passiert. Aber anders als gehofft, reicht die Kraft nicht ewig.
      Hätte ich diese Geborgenheit nicht gehabt, dann wäre mein Outing mit Sicherheit schon viel früher gewesen.

      Warum meine sexuelle Ausrichtung auf gerichtet Frauen ist, kann ich nicht erklären. Ich vermute mal, dass das nur zum Teil angeboren ist und auch durch die gesellschaftliche Prägung, vor allem im Kindesalter, entsteht. Es gibt ja auch Frauen, die nur auf Frauen stehen.

      Liebe Grüße
      Andrea

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    2. Das sehe ich nun etwas anders als anonym und hinsichtlich der sexuellen Ausrichtung auch anders als Andrea.

      Die Erkenntnis der eigenen Transsexualität kommt bei vielen Jahre bevor sie es auch leben, Andrea schreibt selbst über den sehr langen Zeitraum. Warum viele dann doch mit dem Versuch "normal" zu leben gerade im Alter 45-50 scheitern erklärt mir das noch nicht, da muss es noch eine andere Ursache geben und bei dem Alter fallen mir die Wechseljahre ein die in abgeschwächter Form auch Männer haben.

      Was wir übrigens gar nicht wissen ist, wie viele "erfolgreich" sind und im falschen Körper bis zum Tod weiterleben. Etwas leidend, aber der Schmerz ist nicht stark genug und der gesellschaftliche Druck wohl stärker als der Schmerz. TS gibt es in unterschiedlich starker Ausprägung.

      Ob die sexuelle Orientierung angeboren ist, das ist durchaus umstritten aber moderne Betrachtungen sehen das eher nicht so.

      Persönlich meine ich dass der Mensch eher bisexuell angelegt ist und dann auch viel Zufall mitspielt. Da der TS-Weg auch einiges an Selbsterkenntnis mit sich bringt kann ich inzwischen für mich recht genau benennen, an welchem Punkt meines Lebens ich mich hätte anders entscheiden können und dann hätte ich vielleicht homosexuell weitergelebt. Die Gelegenheit war da - aber an meiner TS hätte das ja auch nichts geändert.

      Bei TS die ihr coming-out in höherem Alter haben scheint die überwiegende Mehrheit ihre sexuelle Orientierung beizubehalten, gelegentliche Experimente sprechen da nicht gegen. In meinem Fall werde ich also von einem heterosexuellen Mann zu einer lesbischen Frau, hätte ich mich in der Jugend anders entschieden würde ich von einem homosexuellen Mann zu einer heterosexuellen Frau.

      Also ich finde beides ziemlich normal.

      Warum sich die sexuelle Präferenz überhaupt ändern soll erschliesst sich mir nicht. Wie schon so oft gesagt, das Geschlecht wird im Kopf bestimmt, und ich "stehe" halt auf Frauen und das bleibt auch so. Das Anhängsel zwischen den Beinen war dafür ganz nützlich und dass eine Transfrau nicht auch im männlichen Körper Spass am Sex haben kann halte ich für ein Gerücht. Männer die Spass am Kuscheln haben sind bei Frauen übrigens überaus beliebt...

      Was sich mit der Transition ändert ist die Rechtsstellung, die Akzentanz anderer mir gegenüber im Zielgeschlecht und, falls gewünscht, der Körper im Sinn der GaOP. Wenn der Operateur nicht grobe Fehler macht wird der Sex im weiblichen Körper wohl ebenfalls Spass machen.

      Aber sorry, ich mache die Transition doch nicht aus sexuellen Gründen.

      An meiner Chancenlosigkeit auf dem Partnermarkt habe ich sehr grosse Zweifel, nicht nur wegen meines Aussehens und weil ich schon immer viel jünger aussah als ich bin. Es sieht so aus dass ich diese Chancen nicht testen muss da meine Ehe Bestand hat. Das "was wäre wenn" habe ich natürlich auch mal überlegt als das alles noch nicht so klar war. Heiraten würde ich hochwahrscheinlich nicht mehr, allein bleiben aber auch nicht, wahrscheinlich hätte ich mich in der T*-Szene umgeschaut da dort die Chance grösser ist auf potentielle Partner zu treffen die mich verstehen. Allerdings versteht mich die Frau mit der ich über 25 Jahre zusammen lebe noch besser als alle anderen, und Fragen die sich nicht stellen muss ich nicht beantworten.

      Die Schwierigkeiten die manche Transfrauen bei der Partnersuche haben führe ich auch darauf zurück dass sie mit sich selbst noch nicht im Reinen sind. Sobald Frau über das Alter hinaus ist in dem Gebärfähigkeit noch ein Kriterium der Partnerwahl ist, ist es doch egal ob trans oder nicht.

      LG Corinna ;)

      LG Corinna ;)

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    3. Hallo Corinna,

      danke für Deinen ausgiebigen und interessanten Kommentar.
      Wieso bist Du anderer Meinung, was die sexuelle Ausrichtung betrifft? Ich habe doch geschrieben, dass ich das nicht weiß und nur vermute.
      Jeder kennt seine sexuelle Ausrichtung, aber wer weiß schon, warum sie so ist?

      Das es sehr viele gibt, die ihr Geheimnis mit ins Grab nehmen, also nie den Mut und die Kraft finden sich zu outen, glaube ich auch. Es werden wahrscheinlich sogar mehr sein als die, die es wagen es auch zu leben.

      LG Andrea

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    4. Hallo Andrea,

      ich habe mich da etwas gerieben an "Ich vermute mal, dass das nur zum Teil angeboren ist und auch durch die gesellschaftliche Prägung, vor allem im Kindesalter, entsteht."

      Das ist wissenschaftlich sicher noch nicht ausdiskutiert, mir scheint aber dass bei dem Versuch vieles durch das Erbgut zu erklären auch der Wunsch mitschwingt einiges als gottgegeben zu akzeptieren statt als änderbar zu sehen. Ein etwas älterer Einstieg in diese Thematik: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13683497.html

      Gibt es Unterschiede des Gehirns von hetero- und homo-Menschen? Vielleicht: http://www.theta-x.com/blog/index.php - könnte also erblich sein obwohl mir die Argumentation in der zitierten Quelle nicht ganz einleuchtet, ich aber auch nicht vom Fach bin.

      Was spricht gegen die Vermutung TS sei auch genetisch bedingt? Leider habe ich bislang keine Untersuchungen an eineiigen Zwillingen gefunden die hier Aufschluss geben könnten.

      Annahme: Homosexualität ist erblich, TS auch. Die Ausrichtung der meisten Menschen ist hetero. Die Ausrichtung der TS müsste demnach, da sich die Sexualität im Gehirn bildet, homo sein - also bei Transfrauen weibliches Gehirn, hetero, aber männliche Hülle, also als homo wahrgenommen.

      Das kriege ich mit den Lebensgeschichten derjenigen TS die mir bekannt sind nicht zusammen. Die Eigenschaften TS und homo/hetero scheinen unabhängig.

      Für mich spricht derzeit sehr viel gegen die Theorie der Erblichkeit. Obwohl es ein schöner Gedanke wäre die ganze verquere TS-Diagnostik durch einen Gentest ersetzen zu können - na ja falls das mit dem MRT doch nicht klappt worauf ich derzeit mehr Hoffnung setze.

      LG Corinna ;)

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