Mein wahres Leben: Rückblick auf die letzten Tage

Freitag, 17. August 2012

Rückblick auf die letzten Tage

Am Dienstag war ich zu meiner Frauenärztin in Wernigerode. Dort habe ich im Wartezimmer eine weitere TS aus Halberstadt, die ich lange nicht gesehen hatte, getroffen.
Mich hat erstaunt, dass Sie Ihre Vornamens- und Personenstandsänderung immer noch nicht hat, obwohl Sie das schon im Februar 2011 beim Amtsgericht Magdeburg beantragt hatte. Ich fand schon meine Wartezeit von gut 7 Monaten lange. Das ärgerliche bei Ihr ist aber, dass die Krankenkasse darauf besteht, um die Zusage zur geschlechtsangleichenden Operation zu geben. Ich bin der Meinung, dass die KK das nicht darf. Die Gutachten müssten ausreichen.

Die gute Nachricht, die mir meine Ärztin gegeben hat ist, dass da unten alles gut aussieht und keine Entzündung feststellbar ist. Es war also wahrscheinlich doch die starke Beanspruchung vom Bougieren. Ich bougiere jetzt auch viel weniger, denn wenn ich bald wieder arbeite, geht das tagsüber ohnehin kaum. Andererseits bin ich im Augenblick froh, wenn ich wenigstens die Weite halte, die leider nach der Entzündung durch den Keim geringer geworden ist. Da werde ich noch einige Geduld aufbringen müssen.
Die Fäden, die immer noch im Gewebe sind, fallen nach Auskunft meiner Frauenärztin alleine raus. Das kann aber bis zu 2 Monate nach der OP dauern.
Was mir aber noch sorgen macht ist, dass der Harnröhrenausgang auch nach der 2. Operation viel zu eng ist. Da werde ich wohl um eine weitere OP nicht herum kommen. Die Frage ist nur wann und wo ich das machen lasse.

Dass ich gesundheitlich so nicht ganz in Ordnung bin, passt mir im Augenblick so gar nicht. Das halbe Haus ist eine Baustelle und ich kann fast nichts machen. Da ist es wirklich gut, wenn man Freunde hat. Da habe ich wirklich Glück. Nicht nur, dass ich durch meine Transition keine Freunde verloren habe, nein ich habe sogar noch Freunde dazu bekommen.
Wir sind jetzt eine Etage tiefer gezogen. Für mich war der Umzug anders als sonst. Eine völlig neue Situation, die mir fast peinlich war. Sonst war ich für das Tragen der schweren Sachen zuständig, aber dieses Mal war ich nur Zuschauer. Viele fleißige Hände haben das für mich übernommen. Ich war sozusagen nur der „Dirigent“. 

Yuna und Sarah beim Aufbau der Schrankwand

Also hier noch mal vielen Dank für all die fleißigen Helfer!

Aber selbst wenn ich wieder richtig gesund bin, werde ich wahrscheinlich nie wieder so richtig Kraft haben, schwere Dinge zu heben. Das ist eben der Preis, den ich zahlen muss. Ich hätte vorher nie gedacht, dass das Testosteron so viel ausmacht.

Vorgestern war ich bei Roller mit meiner Frau ein neues Bett kaufen. Bei der Warenausgabe bekommt man die Möbel eigentlich nur auf einem Wagen ausgehändigt und muss sie dann selbst ins Auto verladen, so war es zumindest bisher immer und die Leute vor mir mussten das auch. Als dann unser Bett kam wollte ich gerade meine Frau rufen, die noch im Auto saß, aber ohne ein Wort zu sagen, haben dann die 2 Lagerarbeiter von Roller alles in mein Auto geladen. Das sind dann so Momente, wo ich mich frage, erkennen mich diese Leute als schwache Frau oder warum machen sie das?

Eure Andrea

6 Kommentare:

  1. Hallo Andrea,

    es gibt doch erfreulich viele Menschen die Frauen gegenüber zuvorkommend sind. Das beginnt schon mit dem Aufhalten mancher Tür was ich einfach für eine sehr nette Geste halte.

    Die TF-Dichte in eurem Haus nimmt nun doch beängstigende Werte an, phasenweise erreicht ihr also jetzt schon 75%. Ist Trans* evtl. doch ansteckend? Ist das alles Teil der geheimen Trans*-Weltverschwörung mit dem Ziel alles männliche zu tilgen und endlich das Matriarchat zu errichten?

    Wir werden sehen, aber Halberstadt scheint dem Rest von Deutschland weit voraus zu sein.

    LG Corinna ;)

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    1. Hallo Corinna,

      wie Du schreibst geheim – wird nicht verraten.
      Da fällt mir ein, Du hast uns doch auch schon besucht. Wie ist es Dir danach ergangen? Hat es angesteckt?

      LG Andrea

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    2. Hallo Andrea,

      na klar, ist wie mit dem fight club, über den wird auch nicht geredet. ;)

      Da ich vorher schon infiziert war kann ich über mögliche Ansteckungsgefahren nichts sagen. Ich werde Sascha meinen Schwiegersohn aber auf erste Anzeichen hin im Auge behalten.

      Es wäre dann die dritte Epidemie in Halberstadt, 1679 war es die Pest und 1883 die Trichiose, mag sein dass zukünftige Geschichtsschreiber über 2012 als das Jahr der Transfrauen berichten werden.

      Das mit der dritten Operation halte ich ja nun doch für übertrieben. Kannst du nicht mal ganz normal in unsere Gegend kommen ohne dich dann immer direkt unters Messer zu legen? So toll ist Krefeld doch nun auch nicht und die Eissorten in der Cafeteria kennen wir auch so langsam...

      LG Corinna ;)

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  2. Ich würde Dir wünsche, daß Du um eine dritte OP rumkommst. Das wäre wirklich nicht schön, zumal jeder Krankenhausaufenthalt auch mit einer Auszeit verbunden ist, die man davor und danach noch hat. Wenigstens ist die Entzündung schon mal weg, das freut mich für Dich.

    Die Verfahrensdauer (+1,5 J.) im Fall Deiner Freundin ist zu lang, jedenfalls wenn keine besonderen Umstände vorliegen, die die Sache erheblich erschweren. Ich weiß aber, daß sich viele Betroffene hier machtlos gegenüber sehen, selbst wenn sich theoretisch was machen ließe.

    Ich glaube, man kann wirklich nicht vorhersagen, wie die Genesung nach der OP verläuft. Ich habe schon so viele Berichte von anderen gelesen. Während einige gar keine Probleme haben und nach zwei Monaten schon den ersten Geschlechtsverkehr haben, plagen sich anderen nach vier Jahren noch mit Schmerzen, wenn sie den Dilator benutzen. Man kann hier wirklich nur hoffen und möglichst viel selbst dazu beitragen, damit alles so verläuft wie geplant.

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    1. Hallo Marion,

      ich wünsche mir auch, dass keine OP mehr nötig ist. Aber jetzt ist es einen Monat her und da glaube ich kaum noch, dass es mit dem Wasser lassen von allein noch besser wird.

      Ich habe schon gehört, dass die VÄ/PÄ sogar über 2 Jahre dauern kann. Auf jeden Fall darf man nicht nur einfach warten. Man muss denen sozusagen „auf den Geist gehen“. Ich bin sogar nach Magdeburg zum Gericht gefahren und habe nachgefragt.

      Ein bisschen Glück bei der OP gehört dazu. Schief gehen kann überall was. Und hätte ich mir nicht diesen Keim eingehandelt, wäre ja fast alles gut.

      LG Andrea

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  3. Hallo Andrea,
    ich wundere mich eigentlich ein wenig über die dich behandelnde Gynäkologin. Harnröhrenstrikturen sind nicht selten. Dafür haben Gyns sogenannte Hegar Stifte zum Dilatieren. Bitte sie doch mal,deinen Harnröhrenausgang zu dilatieren,schlechter wir es dadurch bestimmt nicht.

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