Mein wahres Leben: Conchita Wurst – alles Wurst?

Sonntag, 11. Mai 2014

Conchita Wurst – alles Wurst?

Nein, eher im Gegenteil. 
Der Österreicher Thomas Neuwirth will mit seinem Auftritt als Conchita Wurst „ein markantes Zeichen für Toleranz und gegen Diskriminierung setzen“, Wie er auf seine Homepage sagt. „Conchita verdankt ihre Geburt dem Umstand, dass Tom Zeit seines Lebens mit Diskriminierung zu kämpfen hatte. Also schuf er eine Frau mit Bart. Als auffälliges Statement. Als Katalysator für Diskussionen über Begriffe wie 'anders' oder 'normal'. Als Ventil, mit dem er seine Botschaft unübersehbar und unüberhörbar in alle Welt tragen will.“ 
Für Tom alias Conchita sind Aussehen, Geschlecht und Herkunft völlig Wurst, wenn es um die Würde und Freiheit des Einzelnen geht. „Einzig und allein der Mensch zählt“, sagt er, „jeder soll sein Leben so leben dürfen, wie er es für richtig hält, solange niemand zu Schaden kommt.“ Diese Aussage erinnert mich an an meinem Leitspruch „Jeder Mensch hat nur ein Leben. Er sollte es so leben, dass es ihn glücklich macht.“ Genau deshalb finde ich gut was er da macht. 

Wie ihr merkt, spreche ich immer von „Ihm“. Tom ist kein Transsexueller. Er ist ein Mann und will es auch sein. Mit Conchita Wurst ist er ein Travestiekünstler, eine Kunstfigur. Würde er sich für transident halten, dann hätte ich Probleme mit seinem Auftritt, genau wie ich Probleme mit Maya (Transgender RTL2) habe, weil den Menschen damit ein falsches Bild von Transsexualität gemacht wird. 


Dass Conchita Wurst den ersten Platz beim SONG CONTEST in Kopenhagen 2014 erreichen wird, damit habe ich nicht gerechnet. Erstaunlich fand ich, dass es überhaupt auch ein paar Punkte aus osteuropäischen Ländern gab. Hier die Punkteverteilung für Conchita: 

Belgien 12 Punkte Slowenien 12 Punkte Ukraine 8 Punkte
Finnland 12 Punkte Spanien 12 Punkte Deutschland 7 Punkte
Griechenland 12 Punkte Frankreich 10 Punkte Moldawien 7 Punkte
Großbritannien 12 Punkte Georgien 10 Punkte Lettland 6 Punkte
Irland 12 Punkte Island 10 Punkte Albanien 5 Punkte
Israel 12 Punkte Litauen 10 Punkte Russland 5 Punkte
Italien 12 Punkte Malta 10 Punkte Estland 4 Punkte
Niederlande 12 Punkte Norwegen 10 Punkte Mazedonien 3 Punkte
Portugal 12 Punkte Ungarn 10 Punkte Montenegro 2 Punkte
Schweden 12 Punkte Dänemark 8 Punkte Aserbaidschan 1 Punkt
Schweiz 12 Punkte Rumänien 8 Punkte

Weißrussland hat keine Punkte für Österreich gegeben. Aber dort wurde eine Petition gegen Conchita Wurst gestartet. „Die ESC-Teilnahme des Österreichers wird darin als 'beleidigend' betitelt. Mit der Nominierung werde eine Lebensweise propagiert, die für Weißrusslands Gesellschaft völlig 'inakzeptabel' sei. 
Die Initiatoren der Unterschriftensammlung gehen sogar noch weiter - Wurst sei eine Gefahr für Kinder: 'Dank der europäischen Liberalen hat sich der populärste internationale Wettbewerb, der von unseren Kindern gesehen wird, zu einer Brutstätte der Sodomie entwickelt', zitiert die Tiroler Tageszeitung. 

Die Meinung von Transsexuellen in Foren und Facebook über Conchita Wurst ist sehr verschieden. So vertreten viele Transfrauen die Meinung, dass der Auftritt von Conchita eine Provokation ist und ein falsches Bild über Transsexualität liefert und dass Transfrauen ja versuchen sich dem weiblichen Geschlecht so nah wie möglich unerkannt annähern wollen. Insbesondere passt ja ein Bart nicht. 
Aber das sehe ich nicht ganz so. Richtig, ich möchte auch eine völlig normale Frau sein und so gesehen werden. Aber ich verstecke mich nicht, weil ich mich nicht (mehr) für meine Transsexualität schäme und auch nur mit einem offenen Umgang erreichen kann, dass die Leute uns als als ganz normale, gesunde Menschen sehen. Und Tom sagt auch offen, dass er nicht transsexuell ist und warum er dass macht. 
Dass ich natürlich einen Bart hasse, hat damit nichts zu tun. 

Hier ein, wie ich meine, interessanter Post aus dem Forum der dgti, den ich freundlicherweise mit Zustimmung von Jana veröffentlichen darf: 

Hallo, 
Zitat: 
Ich sehe Conchita Wurst auch "nur" als Travestiekünstler wie vorher schon z.B. Mary & Gordy oder Olivia Jones. 
Etwas anderes behauptet er auch gar nicht zu sein. Er sagt ja, dass ein Anlass, die Figur zu schaffen, Protest ist. 
Er wurde wegen seiner Homosexualität in seiner Jugend oft gehänselt worden. Er möchte ein Zeichen setzen, dass es jedem Menschen möglich sein sollte, so zu leben, wie er möchte, und dass es völlig "wurst" sein sollte, welches Geschlecht man hat. (daher der Name "Wurst" der Figur) 
Der Mix von Diva und Bart ist natürlich absichtliche Provokation. Was ich vom Tom gesehen habe, ist einfach, dass er eine sehr natürliche lebenslustige Person ist. Und nebenbei gesanglich sehr talentiert (wobei er sich die Jahre sehr gesteigert hat, auf Youtube findet man eine Art österreichischen DSDS-Auftritt als er 17 war, da war er nur mäßig gut). Die Figur war einfach ein Spaß, der dann recht schnell Anklang gefunden hat. 
Er war gestern von dem Sieg sehr gerührt und hat sogar Tränen vergossen. Das fand ich süß und ehrlich. Das ganze war natürlich auch irgendwo ein politische Statement, gerade gegenüber dem homophoben Ostblock (vgl. auch die Buhrufe gegen Russland, natürlich auch im Hinblick auf die Situation in der Ukraine). Die kurze Ansprache, dass der Sieg dafür steht, dass Europa an eine Zukunft von Frieden und Freiheit (und wie anderswo noch ergänzt "Toleranz") sein soll und dass jeder selbst weiß was er ist. (was man so interpretieren kann, dass sich niemand von der Gesellschaft oder anderen vorschreiben lassen sollte, was er zu sein hat) Bei diesen zwei Sätzen hat der Saal übrigens gegröhlt, was zeigt, dass die Leute hinter der Message standen. 
Was die Provokation angeht - auch in Interviews hat er eigentlich, finde ich, recht deutlich klargemacht, dass es überhaupt nicht in seiner Absicht steht, irgendwelchen Leuten auf die Füße zu treten. Von TS hat er sich distanziert, und gesagt, dass das mit Spaß nichts zu tun hat, sondern eine ernste Entscheidung und eine Entscheidung fürs Leben sei - und seine Figur mit TS nichts zu tun hat - sondern rein mit einer Kunstfigur. 
Woanders kam auch Dana International zur Sprache und er hat explizit bedauert, dass sie von den Medien auf TS reduziert wurde. Ich finde das einfach ehrlich und respektvoll. Auch wenn er unterstreicht, dass seine Figur und TS nichts miteinander zu tun haben, kämpft er trotzdem für alle - dafür, dass jeder Mensch so sein darf, wie er ist. Ob queer oder nicht. 
Das mit der Hommage an die Frau - glaube auch nicht, dass sich hier irgendjemand auf die Füße getreten sehen sollte. Ich denke, das ist auch rein künstlerisch gemeint. Die porträtierte Diva ist natürlich auch nur eine Extremform einer künstlerischen Darstellung einer Frau. Ich sehe darin keine Beleidigung. Ich persönlich finde es viel schlimmer, wenn beispielsweise Frauen sich durch knappe und suggestive Kleidung teilweise selbst zum Sexobjekt reduzieren. 

LG Jana 

Die Transmänner sehen das im wesentlichen anders. In einem großem FTM-Forum sind da fast nur positive Posts zu finden. Aussagen wie:
Yes!!!!!!!!!!!!!!!!!!, 
Siiiiiiiiiiiiiiieg Sie hat unser Land perfekt vertreten. I bin sprachlos und begeistert!!, 
Wow Punkte ohne Ende... und abgeräumt, 
Boah, ich freu mich. Ich muss es einfach nochmal sagen *g*. Das ist so unglaublich, ich bin grad hin und weg!!, 
Wenn ich jetzt Leute wieder schlecht über "das Wurst" reden höre, dann weiß ich, dass sie neidisch sind. Das war unglaublich!, 
Wow Leute ich kann es immer noch nicht glauben, bin echt glücklich! ist ja echt gut gelaufen, finde ich toll dass sie gewonnen hat., 
And the wiener took it all! Bin super glücklich über das Ergebnis, 
"We are unstoppable!" Starke Worte. Wir sind Wurst! Ich bin gerade auch superglücklich! 
usw. sagen alles. Vieleicht liebt das daran, das für Transfrauen ein Bart ein „no go“ ist, wogegen sich Transmänner fast immer freuen, wenn da im Gesicht was sprießt. 

Durch diesen Auftritt wird zumindest erreicht, dass sich einige Menschen mit dem „Anderssein“ auseinandersetzten und vielleicht auch zu der Erkenntnis kommen das eigentlich jeder Mensch anders ist und dass Vielfalt doch nicht schlimmes ist. 

Cochita Wurst hat mit ihren Sieg jetzt das geschafft, was mehr als 30 Künstler_innen (Hella von Sinnen, Stephan Runge, Claus Vincon, Klaus Nierhoff, Michelle Connah, Tobias Reitz, Bernd von Fehrn, Birgitta Schaub, Deborah Campbell, Annie Heger, Julia Reihofer, Marion Scholz, Meike Gottschalk, Sia Korthaus, Conny Kanik, Anika Hoffmann und andere) für Gleichberechtigung, Respekt und Liebe mit dem Song "100% Mensch" erreichen wollen – mit einem politisches Lied mit lesbisch-schwulem-bisexuellen-trans (LGBT)-Inhalt ab dem 30. Mai 2014 in die Charts zu kommen.


Auf der Facebookseite steht folgende Info:

Wir sind Mensch! Zu 100%
Mehr als 30 KünstlerInnen singen gemeinsam für Gleichberechtigung, Respekt und Liebe!
Download ab dem 30. Mai 2014!

Die Welt spaltet sich. Auf der einen Seite gibt es in vielen Ländern wunderbar positive Entwicklungen für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transmenschen: Eheschließungen, eingetragene Partnerschaften, Gleichstellung bis hin zum Adoptionsrecht. Natürlich gibt es noch viel zu tun, aber die Richtung ist klar: Hin zu einer freieren und offeneren Gesellschaft – in vielen Ländern.
In vielen anderen Ländern erleben wir aber gerade genau das Gegenteil: die Rückkehr in eine Zeit der Verfolgung, Unterdrückung und staatlich legitimierter Gewalt gegenüber allem, was nicht der Heteronormativität entspricht.

Wir haben es satt, im Fernsehen Berichte darüber zu sehen, wie die Menschenwürde in Russland, Uganda, Indien, dem arabischen Raum und in so vielen anderen Ländern mit Füßen getreten wird. Wir haben es satt, dass auch in Deutschland homophobe Parolen wieder salonfähig werden. Wir haben es satt, dass menschenverachtende Stimmen einen Platz in den Medien bekommen und wir haben es satt, dass wir für jede Selbstverständlichkeit der Gleichberechtigung kämpfen und sie am Ende höchstrichterlich durchboxen müssen. Wir wollen nicht mehr als andere – wir wollen einfach nur dieselben Rechte und Pflichten wie alle. Es macht uns wütend, uns immer wieder für das rechtfertigen zu müssen, was wir sind: Mensch! Zu hundert Prozent.

Jetzt haben sich fast dreißig Künstlerinnen und Künstler zusammengefunden, um diesem Anliegen Ihre Stimme zu verleihen. Fast dreißig SängerInnen, SchauspielerInnen, EntertainerInnen, TexterInnen, OrganisatoInnen und AktivistInnen singen für Gleichberechtigung, Respekt, Liebe und das Recht, zu sein wer wir sind! Angstfrei und mit den gleichen Rechten!

Das Lied „100% Mensch“ ist ab Mitte Mai 2014 vorbestellbar und steht ab dem 30. Mai 2014 zum Download bereit! Unser Ziel: die Charts. Wenn es gelingt, dass in der ersten Woche genügend Menschen dieses Lied downloaden, würde ein LSBTTIQ Lied mit politischen Inhalt in die Charts kommen – Mit EURER HILFE SCHAFFEN WIR DAS!

Der Erlös aus den Downloads geht an die Hirschfeld-Eddy-Stiftung. Die Hirschfeld-Eddy-Stiftung unterstützt Organisationen, die für die Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Transsexuellen, Intersexuellen und Queers (LSBTTIQ) kämpfen. Die Stiftung arbeitet seit 1996 unter anderem mit Projekte in Russland, Afrika und Mittelamerika zusammen.

Im Namen aller beteiligten Künstlerinnen und Künstler, Unterstützerinnen und Unterstützer sowie allen, die an der Produktion des Liedes und der Videos beteiligt sind:

Danke schön für Eure Hilfe und Unterstützung! Trommelt was das Zeug hält, damit unsere Stimmen hörbar werden! Wir sind Mensch – zu hundert Prozent!

Holger Edmaier

Eure Andrea

10 Kommentare:

  1. Ich verfolge deinen Blog nun schon seit fast zwei Jahren sporadisch. Schade, dass ich jetzt lese, wie du anderen ihre Transsexualität absprichst, als ob es nur das eine Bild von Transfrau gebe.

    Nur weil Maya nicht so hübsch ist wie Josi, Johanna und Mirka und der Zuschauer sie vielleicht deshalb nicht so sympathisch findet, bedeutet das doch nicht, dass sie nicht trotzdem eine Frau sein möchte. Ein gestörtes Verhältnis zu Schönheitsoperationen haben ziemlich viele Transsexuelle, wie mir scheint. Josi spricht ja auch von nichts anderem, obwohl sie einfach wunderschön ist.

    Als geborene Frau finde ich das überhaupt nicht toll, wenn wir uns gegenseitig die Augen aushacken, wer jetzt fraulicher ist als die andere, wer sich Frau/Transfrau nennen darf, wer am besten "die" Frau repräsentiert.
    Ich zum Beispiel bekomme vorgelebt, dass Frau mit Körbchengröße A quasi keine Frau sei. Genauso wenig wie ich öffentlich sagen darf, dass ich mit meinen quasi nicht vorhandenen Brüsten zufrieden bin, darf eine Transsexuelle wohl sagen, dass sie ihren Schniepel behalten will. Ich für meinen Teil finde es sehr mutig von Maya, das in die Welt herauszuposaunen, weil viele Zuschauer sie für einen Freak halten könnten. Aber für einen Freak könnte auch eine Transfrau, die mit Transfrau-Stimme spricht und sich transfrau-mäßig bewegt, anstatt eine weibliche Stimme und eine weibliche Bewegung zu haben, gehalten werden. Wer darf bestimmen, welches Verhalten gut ist und welches Verhalten die Transsexuellen am besten repräsentiert?

    Würdest du Maya das eigentlich auch ins Gesicht sagen oder nur "hinter ihrem Rücken"?

    Conchita Wurst kannte ich bis vor Kurzem nicht. Habe vor ein paar Tagen zum ersten Mal ihre Stimme gehört und ich finde es unglaublich, wie weiblich sie klingt. Ja, die Conchita Wurst ist eine Kunstfigur, allerdings hätte ich nichts dagegen, wenn sie kein Mann, sondern eine Transfrau wäre. Der Bart entspricht zwar nicht dem gängigen Frauenbild, aber wenigstens ist er gepflegt.

    Ich bin kein Fan von Tom, seiner Kunstfigur oder seinem Gesang, aber ich finde es klasse, dass er mit seiner ziemlich ästhetischen Andersartigkeit eine internationale Plattform geboten bekommt. Dass sich irgendwo auf der Welt Leute von seinem Anblick beleidigt fühlen und den Untergang der Welt befürchten, finde ich amüsant. Wer sich erst an Leute wie Tom gewöhnt hat, der kann sich schlecht über die weniger schillernden "Freaks" aufregen. Ich denke, es profitieren mehr Leute von seinem Auftritt als dass sich Nachteile ergeben.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo „Anonym“,

      danke für deinen Kommentar. Bitte gib nächstes mal wenigsten ein Pseudonym an, es lässt sich einfach besser diskutieren.

      Ich glaube, so unterschiedlich sind unsere Meinungen nicht.

      Zu Maya:
      Ich bin auch der Meinung, jeder hat das Recht, so zu leben, wie er möchte, solange er keinen anderen schadet, also auch Maya. Es ist egal, ob sie als Frau kleine oder große Brüste hat, ob sie besonders weiblich aussieht oder nicht, ob sie hübsch ist oder nicht, ob sie eine genitalangleichende Operation wünscht oder nicht usw.. Aber sie verkörpert nicht die typische Transfrau und eine Transfrau würde niemals sagen, dass sie beides, Mann und Frau sein will. Darauf bezieht sich meine Äußerung, dass ich sie nicht als transsexuell empfinde. Maya trägt nicht dazu bei, ein objektives Bild von Transsexuellen zu zeichnen. Sie trägt eher dazu bei, alte Klischees wieder aufzuwärmen. Klar, jede Transfrau ist anders. Aber Maya weicht von Idealbild einer Transfrau besonders stark ab.

      Dass ziemlich viele Transsexuelle ein gestörtes Verhältnis zu Schönheitsoperationen haben, ist mir bekannt. Ich führe das auf die jahrelange Unterdrückung der Weiblichkeit zurück und dann, wenn es endlich raus ist, man unbedingt so schnell wie möglich alles nachholen will.

      Ich möchte hier wirklich keinen „die Augen ausstechen“. Ich möchte einfach meine Meinung sagen und auch gerne mit anderen darüber diskutieren. Ich weiß auch, dass meine Meinung nicht immer richtig sein muss und bin auch gerne bereit diese ggf. zu revidieren. Ich begrüße es sogar, wenn hier jemand offen seine Meinung sagt, solange er keinen beleidigt oder es sonst wie rechtswidrig ist.

      Ich schreibe hier öffentlich und damit kann es auch Maya lesen, wenn sie will. Ich würde es ihr auch persönlich sagen. Das ist meine Meinung und damit habe ich nicht vor, jemanden schlecht zu machen.

      Conchita Wurst kannte ich bis vor Kurzem auch nicht. Aber Tom sagt ja selbst, dass er nicht transsexuell ist. Aber trotzdem finde ich es gut, dass er mit seinem Auftritt Menschen ins Bewusstsein ruft, dass es doch eigentlich egal ist, was und wer man ist und wie man lebt. Damit hat er auch u. a. viel getan, Transsexualität als nichts besonderes darzustellen.

      LG Andrea

      Löschen
  2. Hallo Andrea,

    vielen Dank für deine Antwort.

    Ja, Maya entspricht nicht dem Idealbild einer Transfrau. Nicht einmal dem einer Frau im Allgemeinen. Aber ich finde, dass auch ihr Typ gut zur Sendung passt, weil Transsexualität eben vielseitig in Erscheinung tritt. Mit vielen Geschichten und vielen individuellen Leidenswegen und individuellen Wünschen und Zielen. Und mit unterschiedlicher Ausprägung eines psychischen Knackses. Das ist Objektivität: Alles zu zeigen, damit sich der Zuschauer eine umfassende Meinung bilden kann. Sowas kommt bei RTL2 ja sonst herzlich wenig vor.

    Ich mag zum Beispiel Selina nicht. Würde sie als der Inbegriff der transsexuellen jungen Menschen dargestellt, wäre ich an dem ganzen Thema absolut nicht interessiert. Ebenso wenig hätte mich John-David, allein schon wegen seines Namens, interessiert. Erst an dritter Stelle käme für mich Maya. Wer von denen verkörpert das objektive Bild des Transsexuellen? Oder tun das nur Leute, die ich oder du gut finden?

    An "Ich bin sowohl Frau, als auch Mann" hätte ich nichts auszusetzen. Ich verstehe, wenn du das nicht gern hörst, weil du als vollständige Frau wahrgenommen werden willst. Auf der anderen Seite wissen wir nicht, was Maya damit genau gemeint hat. Ihr Penis ist ein Teil von ihr und gewiss nicht das Symbol für Frausein. Aber vielleicht hat sie nur akzeptiert, dass immer ein Teil von ihr männlich bleiben wird, egal wie oft sie sich unter das Messer legt, wieviele Hormone sie auch immer einnimmt. Vielleicht hat sie Angst vor der großen OP und will lieber mit ihrem "männlichen Teil" leben, anstatt diese Schritt zu wagen. Wer weiß.
    Ich finde es gut, dass sie nicht den typischen Therapie-Sprech an den Tag legt, der mir bei so vielen Transsexuellen auffällt, sondern auch mal eine eigene, wenn auch eher untypische Meinung vertritt. Durch sie wirken die anderen Teilnehmer umso normaler.

    Am liebsten mag ich Johanna, weil sie versucht, diesem Teufelskreis und Zwang zu entkommen und sich zumindest eine Verschnaufpause zu gönnen und auch mal zufrieden mit sich zu sein. Sie geht offen mit ihrer Vergangenheit als Mann um. Ebenso Sophia-Doreen.

    Für Norma und Corinna hege ich große Sympathien, insbesondere für Norma, weil es unglaublich schwer ist, mit Änderungen klarzukommen. Während sich Corinna ihren langersehnten Traum erfüllt, muss Norma irgendwie damit klarkommen.
    Hier könnte auch das negative Bild eines Transsexuellen genährt werden: Das des Egoisten.
    Sollte Corinna jetzt aus der Sendung gestrichen werden, weil es sonst nicht "objektiv" ist?

    Ich denke nicht, dass es immer positiv auf die Öffentlichkeit wirkt, wenn Transsexualität nur mit jammernden "Geboren im falschen Körper"-Gestalten gleichgesetzt wird, sondern Persönlichkeiten zeigt, die außer ihrer Transsexualität und ihren damit verbundenen Problemen noch andere Aufgaben und Ziele im Leben haben. Vielleicht sogar irritierende oder peinliche Leute zeigen, die man nicht leiden kann. Einfach, weil es dieser ganzen Sache den "armes Opfer"-Status nimmt und die durchschnittlichen Leute dann dem Thema gegenüber viel aufgeschlossener sind.

    In der gesamten Sendung wird über diese OPs eher gesprochen, als wäre das etwas, das verpflichtend ist und das man mal eben zwischen Shopping und Nagelstudio erledigt. Kaum ein kritisches Wort bezüglich der Gefährlichkeit, abgesehen von den Nicht-Betroffenen. Sich auch dem letzten Rest der äußeren Männlichkeit zu entledigen, ist kein Zuckerschlecken.

    Eigentlich ist es fast schon eine Ironie, dass Maya sich alles Mögliche operieren und spritzen lässt, nur ihren Penis nicht anrührt. In meinen Augen macht sie aber genau das irgendwie wieder sympatisch, weil es viele Leute gibt, nicht nur Transsexuelle, die sich komplett kaputt operieren lassen, bis man selbst das Menschliche nur noch erahnen kann. Sie ist da wirklich haarscharf an der Grenze und kann deshalb eine Warnung für alle sein.

    LG
    Lisa

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Lisa,

      Du hast schon Recht, Transsexualität ist vielseitig ausgeprägt und insofern RTL II die Sendung ja „Transgender – Mein Weg in den richtigen Körper“ genannt hat, könnte man sagen es sind alle Menschen gemeint, die sich sichtbar der klassischen Zuordnung einer Geschlechtsrolle entziehen. Hier noch mal einige Begriffsbestimmungen, im wesentlichen nach Wikipedia:
      Transgender
      wird heute fast ausschließlich als ein Oberbegriff für Transsexuelle, Transvestiten, Crossdresser, Drag Queen und alle, die sich mit ihrer zugewiesenen Geschlechterrolle nicht abfinden wollen, verwendet. Selbst bezeichnet man sich als Transgender, wenn man sich nicht auf eine der engeren Kategorien festlegen will.
      Transsexualität
      eines Menschen bedeutet, dass er körperlich eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht angehört, sich jedoch als Angehöriger des anderen Geschlechts empfindet und danach strebt, als solcher anerkannt zu werden, oder den eigenen Körper dem anderen Geschlecht durch hormonelle und operative Behandlung anzugleichen.
      Transvestitismus
      ist das Tragen der Bekleidung eines anderen Geschlechts als Ausdruck der eigenen Geschlechtsidentität. Transvestitismus ist unabhängig von der sexuellen Orientierung und kommt sowohl unter Heterosexuellen als auch unter Homosexuellen vor. Transvestiten wollen ihre Rolle nicht komplett wechseln. Das Geburtsgeschlecht wird beibehalten.
      Cross-Dressing
      ist das Tragen von Kleidung eines anderen Geschlechts in der Öffentlichkeit oder privat.
      DWT (Damenwäscheträger)
      ist ähnlich wie Cross-Dressing, aber regelmäßig beschränkt auf solche Kleidungsstücke, die unter der „normalen“ Kleidung nicht zu sehen sind. Dies kann eine Form des transvestitischen Fetischismus sein, ebenso kann es sich aber um ein Zugeständnis an die Konformität zur Gesellschaft handeln, da diese Form gewöhnlich für Dritte unsichtbar bleibt.
      Dragqueens
      sind anatomische Männer, die Frauen in einer extrem überzeichneten Weise darstellen.
      Travestie
      ist die Kunstform des Transvestitismus, die Darstellung einer (Bühnen-)Rolle eines Geschlechts durch Personen des anderen Geschlechts. Üblicherweise besteht bei all diesen Formen nicht der Wunsch nach einem vollständigen Wechsel der Geschlechtsrolle. (Wie Conchita Wurst)

      Damit finde ich schon die Bezeichnung der Sendung „Transgender – Mein Weg in den richtigen Körper“ nicht ganz treffend, da sich nicht alle Transgender im falschen Körper befinden.

      Ich finde, RTL II hat das angestrebte Aussehen der Transsexuellen zu weit in den Vordergrund gestellt. Der Zuschauer bekommt hier den Eindruck, dass es Transfrauen darauf ankommt mit allen Mitteln „überweiblich“ zu sein. Richtig ist zwar, dass TS im entgegengeschlechtlichen körperlichen Geschlecht leben wollen, aber eben in aller Regel so, dass es völlig unauffällig ist. Klar, als Transfrau hat man wie jede andere Frau das Bedürfnis schön zu sein und man findet immer was, was einen stört. Aber so wie sich Maya gibt, das ist eben keine „normale“ Transfrau. Für Zuschauer, die nicht genau über Transsexualität Bescheid wissen, erscheint das aber so, als wen alle Transfrauen Superweiber werden wollen. Was RTL II hier kaum oder nicht darstellt, sind die Schwierigkeiten von Transsexuellen auf dem Weg. Diskriminierungen sind vielleicht noch zu erahnen und dass Ehefrauen von Transsexuellen gerade nicht davon begeistert sind, liegt auch auf der Hand. Aber wer weiß schon, wie schwierig es ist, eine Kostenzusage zur Bartentfernung oder genitalangleichenden Operation zu bekommen. Wer weiß, dass sich Gutachter auf Kosten der Transsexuellen eine goldene Nase verdienen. Wenn man nicht gerade bedürftig ist, kann so eine Vornamens- und Personenstandsänderung mal schnell 2000,- € kosten. Und da gibt es noch viel mehr, was RTL II nicht erwähnt.

      LG Andrea

      Löschen
    2. Liebe Andrea,

      danke, ich kenne Wikipedia.

      Für was hältst du Maya eigentlich? Für einen Travestiten, der nur temporär mal gern ein bisschen die Frau gibt?

      Also ich kaufe ihr schon ab, dass sie gern Frau sein möchte. Ihre Kleidung, ihre Wohnung, ihr Äußeres ... Niemand kann ihr in den Kopf gucken, ob sie wirklich gern Frau sein oder nur Aufmerksamkeit will, weil "Transgender" gerade in Mode ist.
      Ihr das Frausein abzusprechen ist aber für mich genauso, als ob jemand zu Corinna ginge und ihr sagte: "Wieso? Hast doch die letzten Jahre als Mann gelebt und jetzt behauptest du, dass du dich schon immer eigentlich als Frau fühltest? Behaupten kann man viel, wenn der Tag lang ist. Du willst nur noch was Anderes erleben in deinen letzten Lebensjahren und ein bisschen im Mittelpunkt stehen."
      Kann mir vorstellen, dass man das als biologischer Mann, der als Frau leben möchte, ob er nun Maya oder Corinna heißt, nicht gern hört. Vor allem nicht aus dem eigenen Lager.

      Transfrauen und Frauen wollen fast alle irgendwo Superweiber werden. Vielleicht sehen das die Älteren ein bisschen gelassener, so wie sich auch eine geborene ältere Frau in der Regel nicht mehr wie ein junges Mädel kleidet. Das Dekolté muss ab einem bestimmten Alter nicht mehr hervorquillen. Der Po nicht mehr in hautenge Stretchjeans gequetscht werden.

      Hm, aber trotzdem danke für deine Ausführungen. Ich klappere jetzt mal die Foren ab, was da so über Maya gelästert wird und gucke mir dann die Bilder derjenigen an, die sich durch Mayas Auftritt in ihren Rechten verletzt fühlen.


      LG
      Lisa

      Löschen
    3. Liebe Lisa,

      nicht dass wir aneinander vorbei reden. Ich habe absolut nichts gegen Maya. Sie kann, wie jeder andere auch, leben wie sie will. Die Übergänge zwischen Transsexuellen, Transvestiten, Drag-Queens sind fießend. Kein Mensch ist wie ein anderer. Maya ist aber keine typische Transsexuelle. Ich streite ja auch nicht ab, dass Maya auch ein wenig transsexuell ist. Aber, wenn Du mich schon fragst, wo ich sie einordnen würde, dann irgendwo zwischen Transsexuell und Drag-Queen, nur dass sie nicht, wie typisch für Drag-Queen es mit Kleidung und Make-up versucht, sondern durch übertriebene äußerliche Veränderungen haupsächlich durch Operationen.
      Und in meinen Rechten fühle ich mich durch Maya schon gar nicht verletzt.
      Lies Dir mal hier die Kommentare durch.

      LG Andrea

      Löschen
  3. Hallo Lisa,

    da du mich nun mehrfach erwähnt hast mal einige Sätze von mir.

    Die Entscheidung zur Transition war die egoistischte Entscheidung meines Lebens. Ich sagte dies auch irgendwo in der Sendung und alles was ich dort gesagt habe meinte ich auch ernst.

    Ob das Ganze "alternativlos" ist sei dahingestellt, für den Partner ist der Weg schwerer als für einen selbst.

    Als "objektiv" sehe ich meinen Beitrag zur Sendung durchaus, er deckt eine Facette ab die in diesem Format etwas zu kurz kommt, nämlich die Transfrauen mittleren Alters die aus einer bestehenden Partnerschaft heraus ihren Weg starten.

    Wer sich ganz unvoreingenommen die beiden Staffeln anschaut könnte zu dem Schluß kommen daß Transsexuelle nahezu ausschließlich junge Frauen sind die von Operation zu Operation hetzen und ein paar Penis-fixierte Transmänner mag es auch noch geben. Es manifestierte sich wieder daß ältere Transfrauen und auch Transmänner irgendwie keine Lust haben sich vor die Kamera zu stellen. Verstehen kann ich das im Übrigen - das Ganze hat so ein paar Nebenwirkungen von denen schreibe ich ggf. nach Ende der Staffel hier mal was.

    Hinsichtlich Maya hat sich Ameera in dem von Andrea verlinkten Post bei PromiPool schon sehr eindeutig positioniert. Ich mag mich zu diesem Thema öffentlich nicht äußern.

    Nicht nur Johanna sondern sicher alle Mitwirkenden gehen offen mit ihrer Vergangenheit um. Während in relevanten Foren gelegentlich vom "stealth leben" fabuliert wird zeigen wir uns einem Publikum was nach den letzten Zahlen die ich habe gut eine Million Zuschauer umfaßt (nicht übel für die Folgen die derzeit wiederholt werden).

    Es kommen sicher Dinge auch in Staffel 2 zu kurz, wobei es nun ausgerechnet Maya war die das Thema Mobbing in der Schule ansprach. Probleme mit Gerichten, Gutachtern oder Krankenkassen fallen völlig unter den Tisch. Bei mir liegt es daran daß ich keine hatte, aber das Glück haben ja wirklich nicht alle.

    Den Vorwurf gerade mir gegenüber ich hätte doch so lange als Mann gelebt also entweder würde ich mir das jetzt nur einbilden oder ich hätte meine Frau jahrelang betrogen kenne ich zur Genüge. Teilweise in einer Form vorgetragen daß es mir weh tut.

    Das ist noch so ein Aspekt der in der Sendung etwas kurz kommt und auch mir ist es nur teilweise gelungen dem durch meinen Auftritt entgegenzuwirken. In der öffentlichen Wahrnehmung wissen Transmenschen seit früher Jugend daß sie "anders" sind. Sie versuchen vielleicht daran vorbeizuleben, Andrea schrieb in ihrem Blog so einiges davon, aber sie wissen es eben. Ich wußte es nicht. Sogar Norma hat schon daran gezweifelt daß ich ihr in diesem Punkt die Wahrheit sagte. Ich hätte es gerne vorher gewußt dann hätte ich nicht geheiratet so etwas darf man der Frau die man liebt nicht antun. Aber es lief alles anders.

    Was mir ebenfalls in der Sendung fehlt ist die Betrachtung daß der TS-Weg eine gute Methode ist das eigene Leben nachhaltig in Trümmer zu legen. Es gibt Vorurteile gegen Menschen wie mich und es gibt Diskriminierung, und Darstellungen von TS als etwas exotisch wie in dieser Staffel halt die Maya (Staffel 1 war es Sasa) sind da nur wenig hilfreich. Ein Tribut an die Quote auf dem Rücken der Betroffenen.

    Ein Umdenken setzt langsam ein. Ich hatte kürzlich ein langes Telefonat im Rahmen meiner Jobsuche und als wir soweit durch waren wollte ich meiner Gesprächspartnerin noch erklären warum denn die Frau Schneider eine etwas tiefe Stimme hat.

    Sie meinte dann ganz trocken "nein das müssen sie nicht erklären, ich habe sie doch kürzlich im Fernsehen gesehen."

    Mir machen solche Äußerungen Mut. Da spricht mich also jemand für die Besetzung einer Stelle an obwohl (oder weil???) dieser weiß was meine Historie ist.

    LG Corinna ;)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Andrea,

      gut, dann bin ich ja beruhigt. Ich hatte deine Blogeinträge so verstanden, dass du Maya am liebsten aussortieren würdest, weil sie nicht die typische junge Transfrau ist. Das würde ich nicht in Ordnung finden, weil, wie Corinna ja noch schrieb, Menschen schnell ausgegrenzt werden, wenn sie anders sind. Ausgrenzen ist immer leicht. Auch Leute, die selbst Opfer davon geworden sind oder gar gegen Ausgrenzung kämpfen, tun das ziemlich oft. Meistens allerdings unter dem Deckmäntelchen der eigenen Zugehörigkeit zu einer Minderheit.


      Liebe Corinna,

      ich hoffe, du hast mich nicht so verstanden, dass ich dich nicht gut finde in der Sendung. Im Gegenteil. Deine und Normas Geschichte ist für mich die mit Abstand rührendste. Ihr beide könnt wirklich gut in Worte fassen, wie unglaublich schwierig es ist, seine alte Rolle zu verlassen, wie vielen Menschen man damit wehtut und dass es für den Betroffenen doch keine erfüllende Alternative gibt. Vor allem ist auch schön gewesen, dass zumindest bei euch ein bisschen von der Gefährlichkeit solcher OPs berichtet wurde. Dass Norma Angst hatte, dass du eventuell nicht wieder aufwachst.
      Die anderen Teilnehmer sprachen von OPs immer so, als ob man sowas mal kurz zwischen Shopping und Kinoabend erledigt.

      Nicht gut fand ich in der aktuellen Folge, wie die Kameraleute auch noch an dich rangezoomt haben, als du mit den Tränen gekämpft hast, um den Moment noch richtig schön auszuschlachten. Aber sei's drum. Viele Menschen lassen sich davon beeindrucken und ich denke, dass du als "Vorführobjekt" vielen Menschen Einblicke in das Leben geben kannst. Es ist einfacher für viele, erstmal auf Distanz voyeuristisch etwas Neues/Unbekanntes/Anderes kennenzulernen, als von heute auf morgen aus heiterem Himmel mit einer neuen Kollegin konfrontiert zu werden. Schon Kinder wissen dank Fernsehen und Internet heutzutage, was mit Transsexualität gemeint ist. Ich denke, dass dadurch vor allem vielen anderen Betroffenen der Weg erspart bleiben könnte, den du und Andrea gegangen seid. Ich finde es gut, dass ihr eure Transsexualität öffentlich gemacht habt und auch uns "Normalos" ein bisschen daran teilhaben lasst.

      Natürlich weiß ich, dass deine Geschichte ziemlich typisch für Transfrauen in deinem/euren Alter sind. Wie geschrieben, verfolge ich Andreas Blog schon seit längerem und habe, als ich diese Sendung sah, sofort an sie gedacht. Wenn sie gegen dich gewettert hätte, wäre mir das schon sehr komisch vorgekommen.

      Ich finde nur, dass auch Maya ihren Platz in der Sendung haben sollte. Dadurch wirken die anderen einfach viel normaler.


      Liebe Grüße
      Lisa

      Löschen
  4. Noch etwas zu den beiden(?) Kommentaren in deiner Verlinkung, Andrea. Die meisten Menschen haben doch ein Problem "Schönheit". Das ist alles immer ein ganz großes Geheimnis. Vor allem die Imperfektion, die bearbeitet wurde.
    Siehe beispielsweise Hollywood, wo jeder von sich behauptet, es seien die Gene, wenn er mit 60 noch ein faltenfreies Gesicht hat. (Vergleich das einfach mal mit Thailand oder generell dem asiatischen Raum. Hier zum Beispiel.)
    Als Transsexueller macht man in der Regel ja schon deutlich mehr als der Durchschnittsmensch, auch wenn das Ergebnis am Ende aussieht, als wäre man schon so auf die Welt gekommen.

    Mit Maya möchten die meisten Menschen nichts zu tun haben, egal ob sie transsexuell oder sonstwas ist. Es ist einfach etwas unglaublich Unsympathisches in ihrer Art. Genauso wie vermutlich Selina von den meisten nicht gemocht wird. Die haben einfach ganz grundlegendere Probleme als ihr Aussehen.

    Marcels Kritik kann ich nachvollziehen, allerdings sollte er sich mal schön bedeckt halten, denn seine OPs zahlt er höchstwahrscheinlich nicht aus eigener Tasche. Es gibt genug Minderheiten, die nichts (oder nicht annähernd ausreichend) von der KK bezahlt bekommen, obwohl sie leiden. Einfach, weil sich keine Socke für deren Leiden interessiert, sie in der Öffentlichkeit nicht vertreten sind und keine Lobby haben..

    Nur indem man die breite Öffentlichkeit für sich gewinnt, kann man wirklich etwas bewirken. Früher war Transsexualität verpönt und die Leute mussten sich sterilisieren lassen, ehe sie offiziell in ihrer selbstbestimmten Rolle leben durften. Da waren die meisten Transfrauen wohl froh, wenn sie überhaupt mal einen Rock anziehen durften, ohne dafür in die Psychatrie eingewiesen oder von einem wütenden Christen-Mob verfolgt zu werden.
    Während früher nur die Betroffenen gegen so etwas protestiert haben, gesellen sich nun auch viele Nicht-Betroffene hinzu, weil sie die Probleme der Transsexuellen nachvollziehen können und sich eine bessere Lösung wünschen.

    Aber dazu muss irgendwer als "Vorführobjekt" herhalten, über den man lachen, weinen, den man hassen oder lieben kann oder für den man sich aus welchen Gründen auch immer interessiert. Interesse wecken ist wichtig. Niemand verlangt von Marcel, dass er diese Rolle übernimmt.

    AntwortenLöschen
  5. Und ich nochmal ... Tut mir leid, dass ich hier so herumspamme.

    Lustig, dass Marcel die Transmänner nicht kritisiert, sondern nur auf den Frauen herumhackt, die so OP-besessen sind. John-David, der sein künftiges Kind mit Klischee-Doppel-Dreifach-Namen beglücken möchte, weckt sofort die Assoziation von Unterschicht, Bildungsferne, Arbeitslosigkeit. Dazu seine Lebensgefährtin, die auch nicht gerade wie die Durchschnittsfrau aussieht. Was will sich der John-David wohl Marcels Meinung nach durch seinen Auftritt in der Sendung finanzieren? Den Traum vom eigenen Penis? (Ne, den zahlt wohl die KK.)

    Marcel und seine Freundin lassen sich vermutlich auf Kosten der KK, also der Allgemeinheit, schön operieren. Ich find's lächerlich, dass er mit dem Finger auf andere Transsexuelle zeigt und irgendwas von "auf Kosten der anderen (normalen) Transsexuellen" faselt, als ob ihm dadurch irgendwas verloren ginge. Jeder Mensch lebt auf Kosten von irgendjemandem, weil wir in einer Gesellschaft und in gegenseitiger Abhängigkeit von einander leben. Marcel glaubt vermutlich von sich, "normal" zu sein. Aber wer bestimmt das eigentlich?

    Mayas Optik und Auftreten ist in bestimmten Teilen von Großstädten auch normal, weil da alle so aussehen wie sie. Das sind so Orte, wo der "Normalo" all die Kevins und Chantals vermutet.

    AntwortenLöschen