Wie angekündigt, hat mich heute früh die nette Nachtschwester
um 5:45 Uhr geweckt. Wecken ist eigentlich zuviel gesagt, denn ich war schon
wach. Mein Schlaf war die letzte Nacht nicht gerade der Beste. Das
anschließende „mich fertig machen“ ging dann auch ziemlich schnell, da ich mich
ja gegenüber sonst nicht „schön“ machen musste (ob ich das wirklich schaffe, sei dahin gestellt,
ich versuche es aber). Im Krankenhausnachthemd und
dazu mit den guten Thrombosestrümpfen sieht man ohnehin nicht sexy aus. Ausgiebig
geduscht und eine gründliche Haarentfernung an den entsprechenden Stellen
vorgenommen hatte ich ja bereits gestern Abend um 22:00 Uhr.
Pünktlich um 7:00 Uhr wurde ich dann abgeholt und es ging in
der Waagerechten in den OP. Mehrere „vermummte Personen“ machten dann sich über
mich her. Das Setzen der Spinalanästhesie hat auch nicht mehr geschmerzt, als
eine normale Spritze.
Dann ging alles sehr schnell. Die Beine haben angefangen zu
kribbeln, so als würden sie einschlafen wollen. Innerhalb von ein paar Minuten
war dann unterhalb des Bauchnabels kein Gefühl mehr da und auch so sehr ich
mich anstrengen konnte, etwas bewegen ging nicht mehr.
Über ein Metallgestell, welches quer über meinem Bauch
befestigt wurde, kam dann noch ein weißes Tuch, was mir die Sicht versperrte.
Ich versank dann in Gedanken, starte das Tuch an und dachte
mir, hoffentlich wird das nicht langweilig und kommt Dir ewig vor. Im
Hintergrund hörte ich Stimmen. Die Worte verstand ich auch, aber ich hörte
nicht hin, was sie sagten. Meine Gedanken beschäftigten mich. Dann muss ich
eingeschlafen sein, auch ohne eine Vollnarkose zu bekommen. Der schlechte
Schlaf der letzten Nacht, die plötzliche Eintönigkeit, das zur Ruhe kommen und
nicht zuletzt die LmaA-Tablette mögen dazu beigetragen haben.
Als ich dann wieder aufwachte, war das weiße Tuch noch vor
mir. Ich spürte, dass hinter dem Tuch noch was gemacht wurde, aber nicht was da
genau stattfand, denn die Gefühle waren da unten ja ausgeschaltet. Es waren die
Bewegungen die ich spürte, die sich, wenn auch gering, aber spürbar, zum
Oberkörper fortpflanzten. Es war schon ein eigenartiges Empfinden.
Aber ich kam dann nicht mehr dazu, mir noch mehr Gedanken zu
machen. Plötzlich sagte eine nette Stimme, dass es geschafft ist und
blitzschnell wurde das Tuch weggerissen, ich entkabelt und in den Aufwachraum
geschoben.
Aufwachraum war für mich eigentlich das falsche Wort, denn
ich war schon putzmunter.
Dort angekommen kümmerten sich gleich mehrere
Krankenschwestern um mich und fragten wie es mir geht oder ob ich Wünsche
hätte. Das Angebot mit einem speziellen Gebläse mir Warmluft unter die Zudecke
zu pusten, nahm ich gerne an, da mir kalt war. Es war Punkt 9:00 Uhr. Die Uhr
hing genau an der Wand mir gegenüber. Zu diesem Zeitpunkt war ich der einzigste
Patient hier. Aber dann wurde es schnell voll. Erstaunlicherweise waren fast
alle bei Bewusstsein. Eine Vollnarkose wird scheinbar nur noch bei unbedingter
Notwendigkeit gemacht oder heute waren nur kleinere Operationen an der Reihe.
So um ca. 10:00 Uhr habe ich dann angefangen, bei Berührung
meines Beines wieder ganz leicht was zu spüren. Es war so mehr ein erahnen, da
ich ja genau an dieser Stelle jetzt erwartet habe, etwas zu fühlen. Hätte
jemand anderes das getan, hätte ich wahrscheinlich nichts gespürt. Die ganze
Zeit, wie ich da so lag, kam es mir vor, als wären meine Beine nach oben hin
angewinkelt. Aber ich konnte ja sehen, dass sie flach da lagen.
Ca. um 10:30 Uhr gingen die ersten kleinen, kaum zu
sehenden, Bewegungen wieder: die Zehen etwas bewegen. Um 11:00 Uhr konnte ich
dann schon ganz leicht die Knie nach links und rechts bewegen und wurde dann
wieder auf mein Zimmer verlegt.
Dort angekommen habe ich erst mal ein paar Seiten in dem
Buch „In Männerkleidern“ von Angela Steidele gelesen. Aber dann war ich doch
müde und bin dann so um 12:30 Uhr eingeschlafen. Zu dem Zeitpunkt war es mir
schon wieder möglich, die Beine anzuwinkeln. Das Anfassen der unteren
Körperregion habe ich zwar schon deutlich gespürt, aber das Gewebe hat sich
noch taub angefühlt.
Nach dem Aufwachen um ca. 14:30 Uhr war dann nichts mehr von
der Spinalanästhesie zu spüren. Aufstehen wäre wahrscheinlich nicht gegangen,
aber das durfte ich ohnehin nicht.
Nachdem ich dann meine Frau angerufen hatte, habe ich mich
erst mal dem Internet gewidmet.
Die Schmerzen sind im Augenblick auch ohne Schmerzmittel
auszuhalten. Es ist in etwa so, als wenn ich mich langgelegt und mir das Knie
aufgeschlagen hätte, nur eben an anderer Stelle.
Ich melde mich morgen wieder!
Eure Andrea
Hallo Andrea,
AntwortenLöschenschade nun werden wir nicht erfahren über was sich die Ärzte während einer OP unterhalten. Ich stelle mir das so ähnlich vor wie bei M*A*S*H - evtl. kennst du die Serie.
Bleibt zu hoffen dass das nun die letzte Operation war!
LG und gute (sowie schnelle) Besserung
Corinna ;)
Danke Corinna,
Löschenja, ich war auch gespannt auf die Gespräche während der OP, aber die Müdigkeit war stärker. Trotzdem hoffe ich, dass es kein nächstes Mal gibt, um das zu erfahren.
LG Andrea
Hallo Andrea,
AntwortenLöschenschön zu lesen, dass es Dir soweit gut geht. Weiterhin alles Gute!
wünscht
Cosima
Danke Cosima,
Löschenich werde weiter über den Verlauf berichten. Nur wenn ich mich nicht mehr melde, müsst Ihr stutzig werden. Falls mein UMTS ausfällt gibt es hier noch die Möglichkeit, einen kostenpflichtigen Hot-Spot zu nutzen.
LG Andrea
Hallo Andrea,
AntwortenLöschenich war übers Wochenende in Wiesbaden und komme erst jetzt dazu, mich bei dir zu melden. Hört sich ja alles sehr gut an was du schreibst, und ich hoffe, das die Tatsache, das du dich heute hier noch nicht gemeldet hast, uns nicht beunruhigen muss sondern einen anderen Hintergrund hat.
Ich wünsche dir, das du während deines weiteren Aufenthalt in der Klinik noch einige anregende und spannende Gespräche mit den anderen Transgenderfrauen führen kannst und natürlich, das du so bald wie möglich wieder `gesund´ nach Halberstadt zurückkehren kannst!
Alles Liebe von
Michaela
Hallo Michaela,
Löschenmach Dir keine Sorgen, mir geht es gut, aber auch hier kommt man nicht immer gleich zu dem, was man sich vorgenommen hat.
Ja, genug Gespräche gibt es hier. Trotzdem freue ich mich wieder auf Zuhause.
Danke für Deine Wünsche.
LG Andrea