Mein wahres Leben: September 2013

Donnerstag, 19. September 2013

Bundestagswahlen, Parteien und Homophobie

Am nächsten Sonntag sind die Bundestagswahlen. 
Jede Partei versucht da nun so viele Wählerstimmen wie möglich zu bekommen, unter anderen auch durch Wahlwerbespots und Wahlplakate. Wenn man da die Aussagen sich mal näher ansieht, wird meistens versucht, dem Wähler zu suggerieren, „wir“ sind die Partei, die genau das realisieren will, was „ihr“ wollt. Dabei versucht man natürlich die die Themen so aufzugreifen, dass sich möglicht eine große Gruppe von Menschen positiv angesprochen fühlt. 
Dabei schreckt man auch nicht davor zurück homophobische Aussagen zu treffen, weil man anscheinend der Meinung ist, dass viele Menschen so denken und das positiv sehen. So wirbt zum Beispiel die kleine BIG-Partei mit einem Wahlplakat gegen die „Homo-Ehe“ (QUEER.DE),  sowie auch in ihrem Wahlwerbespot:


Auch die PBC versucht scheinbar in ihrem Wahlwerdespot:


 den Zuschauer im Unterbewusstsein zu suggerieren, dass gleichgeschlechtliche Paare „Kinderschänder“ sind. Wie soll man sonst die Szene werten, wo zwei Männer Hand in Hand mit einem kleinen Mädchen gehen, man den Eindruck bekommt, sie würden gleich mit dem Kind im Gebüsch verschwinden und der Spruch „und so haben Mann mit Mann Schande getrieben“ eingeblendet wird und dann das Mädchen sagt: „Aber ich brauche doch Papa und Mama“ (QUEER.DE)

Die AfD hat zwar keine homophobische Wahlplakate und Wahlwerbespots, aber bezieht doch klar Stellung gegen die Gleichbehandlung von Homosexuellen. (FOCUS ONLINE). 

Hier ein Beitrag von Johannes Kram, warum man als Homosexueller auch die CDU und CSU nicht wählen sollte. 

QUEER.DE berichtete am 09.09.2013 über die Aussage von Angela Merkel in einer ARD-Show, dass es mit ihr keine Gleichstellung geben würde. 

Im Mai 2013 hatte ich schon mal in einem Post auf einen Artikel der Volksstimme über Hedwig von Beverfoerde (CDU) aufmerksam gemacht, wo Frau Beverfoerde offen gegen die Gleichstellung homosexueller Paare eintritt. Am schlimmsten fand ich dort nicht nur einige Kommentare, die eindeutig homophob waren, sondern auch die Bewertungen zu den Kommentaren, die meiner Meinung nach auch zeigen, dass sehr viele Menschen immer noch nicht verstanden haben bzw. verstehen wollen, warum es geht. Damit, nehme ich an, werden sich einige Menschen sogar mit solcher homophoben Wahlwerbung beeinflussen lassen. 

Hedwig von Beverfoerde ist auch Sprecherin der Initiative Familienschutz
Auf der Internetseite der Initiative ist auch die Auswertung eines Fragebogens, wo die Direktkandidaten für die Bundestagswahl am kommenden Sonntag auf ihre familienpolitischen Positionen hin befragt worden sind. Schaut man sich aber die Fragen mal näher an, wird man erkennen, dass diese Befragung nicht das Ziel hat, die Familienfreundlichkeit der Parteiprogramme zu bewerten, sondern nur die Abweichung der Ansichten von der Initiative Familienschutz. 
Und das Ergebnis zeigt auch, dass diese Ansichten nicht weit von denen der Union, ÖDP, PDV und AfD liegen. 

Auch die Piratenpartei bekommt „ihren Teil“ auf der Internetseite der Initiative Familienschutz ab. Zum Wahlprogramm der „Piraten“ für die Bundestagswahl heißt es da:
„Sie wollen also die Ehe abschaffen und gleichgeschlechtliche Paare rechtlich aufwerten, dazu Polygamie rechtlich fassen, und das alles unter der Bezeichnung »eingetragene Lebenspartnerschaft«“ 

Nun ja, hoffe ich mal, dass der Zuspruch für alle diese Parteien und Organisationen nicht nur zur Bundestagswahl, sondern auch in Zukunft immer geringer wird. 
Zumindest wisst Ihr jetzt, was ich nicht wähle.

Dabei habe ich es ja gut. Als Transsexuelle bin ich da in einer besseren Lage. Obwohl ich jetzt, nachdem ich als Frau lebe, lesbisch bin, führe ich mit meiner Frau eine „echte Ehe“, mit allen Vorteilen, da, als ich geheiratet habe, meine äußere Hülle „männlich“ war und unsere Ehe jetzt sozusagen Bestandsschutz hat. 

Eure Andrea

Dienstag, 10. September 2013

Welttag der Suizidprävention

Heute ist „Welttag der Suizidprävention“. 
Wenn man denkt, dass Selbsttötungen so oft gar nicht stattfinden, der irrt. In Deutschland nehmen sich jedes Jahr etwa 10.000 Menschen selbst das Leben, dass sind mehr Menschen als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten, illegale Drogen und Aids zusammen sterben. 
Hier dazu eine Pressemitteilung

Wenn ich dann sehe, dass im Landkreis Harz laut Statistischen Landesamt Sachsen-Anhalt die Suizidrate im Jahr 2012 sogar bei 23,2 (Suizide auf 100.000 Einwohner) liegt, ist das sogar fast doppelt so hoch, wie in Deutschland. 

Warum nehmen sich so viele Menschen das Leben? 
Es gibt da sicherlich unterschiedliche Gründe. Aber allen irgendwie gemein ist, dass man so nicht mehr weiterleben will, dass man keinen Ausweg sieht, dass man sich verlassen vorkommt und das Gefühl hat, von keiner Seite Hilfe erwarten zu können. 
Einen Teil trägt auch unsere Gesellschaft dazu bei. Wir leben in einer „Ellenbogengesellschaft“. Nur noch der Erfolg und das Geld zählt. Wie es den Menschen neben uns geht, ist meist egal, Hauptsache „Ich“ komme vorwärts. Für Menschen, die „Anders“ sind, nicht mithalten können, Pech im Leben haben, gibt es vielleicht Mitleid, welches oft sogar ehrlich gemeint ist, aber keine Hilfe. 
Und dann gibt es noch Vorurteile oder sogar körperliche bzw. psychische Gewalt gegenüber bestimmte Menschengruppen, die anders als die Meisten sind. Oft beruht das auf Unwissenheit oder dient der Profilierung gegenüber anderen. 
Da ist es nicht verwunderlich, dass die Suizidrate bei transidenten Menschen besonders hoch ist. 

Ich glaube auch, dass schon viele Menschen zumindest mal darüber nachgedacht haben, aber ernsthaft in Erwägung gezogen haben es wahrscheinlich die wenigsten. 

Hier noch ein paar Informationen für Menschen, die sich nicht nicht sicher sind, ob sie weiterleben sollen (als Hilfe gedacht). 


Eure Andrea

Dienstag, 3. September 2013

Drittes Geschlecht in Deutschland

Ab 1. November 2013 gibt es in Deutschland ein 3. Geschlecht. (siehe FOCUS online

Bei Kindern die mit uneindeutigen Geschlechtsorganen geboren wurden, muss künftig ins Geburtenregister kein Geschlecht mehr eingetragen werden. Intersexuelle Menschen können dann später selbst bestimmen, welchen Geschlecht sie gefühlsmäßig zugehören und entsprechende medizinische Maßnahmen einleiten und ihr Geschlecht entsprechend eintragen lassen. 

Aber „können“ ist meiner Meinung zu wenig. Es müsste verboten werden, an Babys und Kleinkindern entsprechende irreversible Korrekturen vornehmen zu lassen, wenn nicht medizinisch dringend notwendig. Ich hoffe, dass auch die entsprechenden Eltern über diese Möglichkeit gut aufgeklärt werden und nicht vielleicht, weil es ihr Wunsch ist, entsprechende Maßnahmen einleiten, die später das Kind unglücklich machen. 

Und was ist mit den Menschen, bei denen zwar eindeutig bei der Geburt ein Geschlecht festgestellt wurde, aber sie selbst später nicht der Meinung sind, diesem anzugehören?

LG Andrea